
In unserer schnelllebigen Gesellschaft ist Stress unser treuer Begleiter. Da wir immer mehr Möglichkeit haben, immer fernere Freundschaften pflegen und immer mehr Interessen entdecken, wird die Organisation des Alltags zur Herausforderung. Sei es die Freizeit, der Beruf oder die Kontaktpflege: Mit größtem Engagement geben wir unser Bestes, all das, was uns wichtig ist, unter einen Hut zu bekommen. Doch egal wie wir uns drehen und wenden: Leider hat der Tag nur 24 Stunden. Und schon meldet sich der Stress zu Wort.
Was ist Stress?
Per Definition ist Stress eine intensive Belastung für den
Körper oder die Seele, die unseren Organismus überlastet. Dass ihm gerade alles
zu viel wird, lässt uns der Körper deutlich spüren. Das Ergebnis: Wir fühlen uns ausgelaugt, überfordert, überanstrengt. Kurzum: Wir fühlen uns gestresst. Aus vedischer Sicht „bedeutet Stress ein
allgemeines Übermaß an Vata und Pitta Energie, ohne zwischendurch einen
Ausgleich durch Erdung zu haben; und zwar ohne innere Erfüllung und zu wenig
Fokussierung auf das wirklich Wichtige und Wesentliche. Laut dem Ayurveda geht
viel Energie verloren in dem wir versuchen, zu viele Dinge zeitgleich zu machen
ohne Prioritäten zu setzen“, erklärt uns Janna Scharfenberg.
Ayurveda Expertin Janna Scharfenberg
Die Schweizerin ist ausgebildete Ayurveda Therapeutin und im
gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. Für die Expertin ist Ayurveda viel
mehr als eine Naturkunde: „Ayurveda ist für mich eine universelle
Lebensphilosophie, die sich durch mein gesamtes Leben zieht und nicht am
Tellerrand aufhört. Ich versuche, Ayurveda ganz undogmatisch und auf natürliche
Weise in meinen Alltag zu integrieren; durch Ernährung, typgerechte Yogapraxis
und viele kleine Dinge, die sich unkompliziert integrieren lassen, wie
ayurvedische Reinigungstechniken für zu Hause, das Trinken von heißem Wasser
über den Tag verteilt. Dabei darf Genuss und Freude natürlich nicht fehlen“, so
Janna.
In Gesprächsrunden, Workshops und Coachings bringt Janna
vielen, vielen Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz die
faszinierende Naturkunde nahe. Sie selbst ist durch Yoga auf Ayurveda
aufmerksam geworden. „Meine damalige Yogalehrerin hat Grundkomponenten des
Ayurveda in den Unterricht integriert. Das hat mich neugierig gemacht und
irgendwann so begeistert, dass ich immer mehr darüber lernen wollte und mich letztendlich
auch darin habe ausbilden lassen“, erinnert sich die Expertin. Dieses Erlebnis
liegt nun einige Jahre zurück. Jahre, in denen sich Janna tief in die
Naturkunde eintauchen und sich fundiertes Wissen aneignen konnte. Neben jeder
Menge Tipps rund um ein gesundes Leben, zählt die Prävention von Stress zu
ihren Kernbereichen. Wie dieses Phänomen aus vedischer Sicht beurteilt,
verhindert und behandelt wird, verrät uns die Expertin im Interview.
Stress im Ayurveda
Überarbeitung, Freizeitstress, wildes Gedankenchaos: Stress
kann verschiedene Ursachen haben. Im Ayurveda findet sich für die extreme
Belastung schnell eine Erklärung: „Im Ayurveda ist ein wichtiger Punkt
entscheidend: Es gibt drei verschiedene Bioenergien, die sich Doshas nennen.
Diese Doshas sind allgegenwärtig und wirken sowohl in der Natur als auch in uns
Menschen. Es gibt Vata, das dynamische Bewegungsprinzip, Pitta, das feurige
Transformationsprinzip und Kapha, das stabile Strukturprinzip. Pitta steht auch
für Ehrgeiz, Karriere und Leidenschaft. Vata, das bewegte Dosha, steht für neue
Impulse und Schnelligkeit. Beide Qualitäten sind in unserer modernen und schnelllebigen
Gesellschaft sehr gefragt. Sie treiben uns Menschen immer mehr an.
Gleichzeitig spielen jedoch auch Erdung, Stabilität und
Langsamkeit eine wichtige Rolle; vor allem im Hinblick auf die Regeneration. Wenn
die Feuerenergie nun die ganze Zeit stark lodert und uns ein Ausgleich fehlt, kann
innerliches Ausbrennen die Folge sein“, so Janna Scharfenberg. Doch
ausschließlich die Doshas für stressige Momente verantwortlich zu machen, wäre
in unserer schnelllebigen Gesellschaft unzureichend. Denn wie unsere Expertin
betont ist auch das Karrierestreben vieler Menschen ein wichtiger Grund: „
Viele Menschen rasen in dem dynamischen Karriererad vor sich hin, ohne mit
Leidenschaft und Herzblut hinter einer Sache zu stehen, sondern lassen sich von
äußerlichen Impulsen zu Dingen drängen.“
In dem Punkt, wie und wann wir unserem Körper Stress
aussetzen, sind sich Schulmedizin und Ayurveda einig. „Wir setzen uns immer
dann Stress aus, wenn wir zu viele Dinge in einer sehr kurzen Zeit machen
möchten und dabei den Blick fürs Wesentliche verlieren“, erklärt uns unsere
Expertin. Ob wir unseren Körper einer solchen Situation aussetzen, nehmen wir
auf individuelle Art und Weise wahr. Als typische Symptome nennt Janna
Kopfschmerzen, einen verspannten Nacken, Zähneknirschen, Rückenschmerzen,
Verdauungsbeschwerden, Panikattacken, Bluthochdruck und viele mehr.
Solche Hinweise sind als Signale unseres Körpers zu
verstehen. Sie zeigen uns eindeutig: Es geht bis hierher, aber nicht weiter.
Ignorieren wir diese Signale, so strapazieren wir unser Stresslevel bis aufs
Äußere und drohen einer besonders intensiven Ausprägung von Stress zum Opfer zu
fallen: dem Burnout. Wie wir erkennen, dass wir an einem Burnout leiden? „Ein
Burnout kann eine sehr starke Ausprägung der oben genannten Symptome sein, die
mit einer starken geistigen und körperlichen Anspannung mit zeitgleicher
Energielosigkeit und immenser Erschöpfung einhergehen“, so Janna. Spätestens,
wenn wir solche Symptome wahrnehmen, ist es Zeit, zu handeln. Um unseren Körper
erst gar nicht solch schweren Belastungen auszusetzen, sollten wir jedoch
beriets viel früher die Notbremse ziehen und Stress vorbeugen.
Stress bekämpfen …
Stress einfach mir nichts dir nichts zu vermeiden, ist
leichter gesagt als getan. Uns einfach vor Augen zu führen, „dass wir mehr
Entspannung und Ausgleich brauchen, wäre zu einfach“ betont unsere Expertin. Um
Stress effektiv zu bekämpfen, rät Janna Scharfenberg, unseren Alltag ganz genau
unter die Lupe zu nehmen. „Was bereitet mir Stress? Warum setze ich mich diesen
Situationen (freiwillig) aus? Welche tief verwurzelten Glaubenssätze stecken
dahinter? Wie kann ich meinen Alltag so gestalten, dass ich nicht so viele
Drucksituationen erlebe? Was sind die wahren Gründe dafür, dass ich zu wenig
schlafe, mir so viel aufbürde und mir keine Pausen gönne? Wenn Sie diese Fragen
für sich einmal ganz ehrlich und bewusst beantworten, können Sie viele neue Erkenntnisse
gewinnen“ so unsere Expertin.
Vor allem bei sehr deutlichen Stress-Signalen unseres
Körpers ist jedoch akuter Handlungsbedarf gefragt. „Der Weg aus einem Burn Out
ist ein längerer und intensiver, den man kaum ganz allein gehen kann. Es ist wichtig,
dass der Körper wieder in eine gute Regeneration und Funktionsfähigkeit kommt.
Man muss lernen, aus alten und krankmachenden Verhaltensmustern herauszukommen
und Strategien für den Umgang mit Stress zu finden sowie zu implementieren“,
rät die Expertin. Hiervon inbegriffen seien sowohl körperliche als auch
psychoemotionale, soziale und viele andere Faktoren in unserem Alltag.
… und vorbeugen
Um zu verhindern, dass wir erst in solch brenzlige
Situationen geraten, kann es helfen, den Alltag stressfreier zu gestalten. „Ich
weiß nicht, ob wir versuchen sollten, komplett stressfrei zu leben. Das wäre
wahrscheinlich eine Utopie. Aber es hilft sicherlich, den Stress in weiten
Strecken zu reduzieren“, so unsere Expertin. Wie wir dabei vorgehen? Janna
Scharfenberg hat einige hilfreiche Tipps bereit: „Bei der Stressprävention ist
es wichtig, die Selbstfürsorge genauso zu priorisieren wie alle anderen
wichtigen Arbeitstermine. Das umfasst Bewegung, gesunde Ernährung, Meditation,
Abschalten und Pausen. Ich rate, diese regelmäßig in den Alltag zu integrieren.
Zusätzlich ist es wichtig, im positiven Sinne Grenzen zu setzen und sich nicht
ständig zu viel aufzubürden“.
Um zu erkennen, ob unser Alltag aus den Fugen zu geraten
droht, rät unsere Expertin, dass wir uns einige fundamentale Fragen stellen:
„Was mache ich nur weil man es so eben macht? Was will ich wirklich? Was
erfüllt mich? Wie möchte ich meinen Tag gestalten? Diese Gedanken können
helfen, bewusster durchs Leben zu gehen“. Als hilfreiche Tools für einen bewussten
Alltag verweist Janna Scharfenberg auf Yoga, Meditation und bewusste Pausen.
Auch eine gesunde Ernährung empfiehlt unsere Expertin zum Anti-Stress. Nicht
zuletzt rät sie zu effektiven Naturprodukte wie „Vitamin D, Omega 3 und
beruhigenden Kräutern wie Ashwaghanda“.
Tipps zum natürlichen Anti-Stress
Wie Janna Scharfenberg betont hat, ist es wichtig, unser
Stresslevel nicht bis ans Äußere zu strapazieren und die ein oder andere Stunde
in unserem Terminkalender für uns selbst zu reservieren. Um Ihnen zu helfen, im
Alltag eine Gelegenheit zum Durchatmen zu finden, geben wir Ihnen zum Abschluss
vier Tipps zum natürlichen Anti-Stress mit auf den Weg.
Entspannen mit einer Tasse Moon Milk
Wie unsere Expertin bereits angedeutet hat, wird Ashwagandha
in stressigen Situationen eine ausgleichende Wirkung nachgesagt. Wie wir uns
diese erklären können? Das Kraut, das im Deutschen auch als Schlafbeere bekannt
ist, zählt zu den Adaptogenen. Als solche werden Naturprodukte bezeichnet, die
unserem Körper helfen sollen, sich seinem individuellen Stresslevel anzupassen.
Traditionell wird Ashwagandha als Aufgussgetränk
eingenommen. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die Zubereitung mit warmer Milk.
Die ayurvedische Gute Nacht Milch ist für uns der wertvollste Helfer für einen
entspannten Weg ins Land der Träume. Viele tolle Rezepte haben wir in diesem
Beitrag für Sie zusammengefasst. Die Kakao-Blaubeer-Moon Milk zählt zu unseren
Favoriten:
Was wir benötigen:
• 200 ml Mandelmilch
• 1 TL Ashwagandha Pulver
• 1 TL rohes Kakaopulver
• 50g Heidelbeeren
So gehen wir vor:
Wir erwärmen die Mandelmilch bei mittlerer Temperatur. In
einer kleinen Schale mischen wir Kakao- und Ashwagandha Pulver. Zusammen mit
den Heidelbeeren rühren wir die Pulver unter. Unter Rühren darf sich die Milch
nun einige Zeit in der wohligen Wärme ausruhen, bevor wir sie genüsslich
trinken.
7 Tage Meditation
Meditieren, sich einige Minuten Zeit zu nehmen, um
Bewusstsein zu schüren, ist leichter gesagt als getan. Wie schaffe ich es,
Gedanken auszublenden? Womit bringe ich meine innere Stimme zum Schweigen? Vor
allem in stressigen Situationen kann es sehr schwerfallen, das Gedankenkarussell
zum Stillstand zu bringen und die Gedanken genau in die Richtung zu lenken, in
der wir sie in diesem Moment gerne hätten.
Sollte Ihnen dieser Schritt zunächst nicht gelingen: Bleiben
Sie gelassen! Indem Sie sich zu einer in Ihren Augen perfekten Meditation zwingen,
können Sie nicht entspannen. Ganz im Gegenteil: Sie setzen Ihren Körper zusätzlichem
Stress aus. Wie in so vielen Bereichen des Lebens gilt auch im Hinblick auf das
Meditieren das Credo „weniger ist mehr“. Beginnen Sie mit kleinen Schritten, mit
kleinen Sequenzen, mit kleinen Momenten, in denen Sie versuchen, sich auf
nichts als Sie selbst zu konzentrieren.
Als Hilfestellung haben wir Ihnen in unserem Blog vor kurzemeine sieben Tage Meditation vorgestellt. Darin stellen wir Ihnen sieben
Techniken vor, die Sie Schritt für Schritt ans Meditieren heranführen. Die
Praxis ist eine tolle Möglichkeit, verschiedene Methoden auszuprobieren und
herauszufinden, welche die Richtige für Sie ist.
Atemübungen zum Aufstehen
Indem wir tief atmen, versorgen wir unseren gesamten Körper
vom Haaransatz bis zum kleinen Zeh mit Sauerstoff. Im Ayurveda hat die Atmung eine
jedoch viel weitreichendere Bedeutung. Die Naturkunde geht davon aus, dass
unsere Atmung einen guten Draht zu unseren Nerven haben. Dementsprechend kann
die richtige Atmung eine effektive Methode sein, überstrapazierte Nerven zu
beruhigen.
Indem wir mit Atemübungen in den Tag starten, sorgen wir schon
beim Beginn eines neuen Alltagsabenteuers für gute Stimmung in unserem
Nervensystem. Zur Anregung haben wir Ihnen in diesem Beitrag drei Atem-Übungen
der Yoga-Expertin Jodie Roberts vorgestellt. Diese einfachen und doch
effektiven Techniken sind genau darauf ausgerichtet, Stress aus- und Energie
einzuatmen. Ein perfektes Ritual für einen stressfreien Start in den Tag!
Gut schlafen und Energie tanken
Eine wichtige Voraussetzung für einen stressfreien Start in
den Tag ist eine entspannte Nacht. Kennen Sie diese Momente, in denen Sie trotz
eines müden Gemüts einfach nicht in den Schlaf finden können? In denen die
Gedanken des Tages Sie einfach nicht loslassen möchten? Egal wie sehr wir uns
bemühen, will unser Körper einfach nicht zur Ruhe finden. Das Problem: Mit der
Uhr im Blick sehen wir uns schon am nächsten Tag unter dem fehlenden Schlaf
leiden. Die Folge: Stressalarm!
Um uns vor dieser Kettenreaktion zu schützen, sollten wir
größten Wert auf einen erholsamen Schlaf legen. Das Motto „leichter gesagt, als
getan“ trifft auf dieses Vorhaben jedoch leider zu 100 % zu. Trotzdem geben wir
die Hoffnung nicht auf – und haben uns Hilfe bei einer absoluten Expertin geholt.
Im Interview mit Johanna Stoll sind wir den Geheimnissen eines guten Schlafs
auf den Grund gegangen und haben jede Menge kleine, aber feine Techniken
entlarvt. Alle Tipps und Tricks lesen Sie hier.
Wie Janna Scharfenberg uns anschaulich verdeutlicht hat: Es
ist kaum möglich, Stress zu entkommen; ihn zu reduzieren, jedoch durchaus. Wir
hoffen, Ihnen mit den Tipps unserer Expertin sowie unseren einfachen, aber
effektiven Praktiken wertvolle Anregungen an die Hand gegeben zu haben, die Ihnen
helfen, stressige Momente in Ihrem Alltag zu reduzieren.
Wir wünschen Ihnen eine entspannte Zeit!
Ihr Terra Elements Team
Bildnachweis: © Alysa Aeschbacher