
Atmen ist ein natürlicher Prozess, den wir alle ganz unbewusst den ganzen lieben langen Tag durchlaufen. Im Yoga gilt die Atmung jedoch nicht nur als überlebenswichtige Routine: Mit der richtigen Technik, ist sie eine Methode zum Stressabbau, zum Energietanken, zum Herunterkommen. Welche dies sind, erklärt uns Yoga-Lehrerin Jodie Roberts im heutigen Gastbeitrag.
Jodie Roberts ist seit frühester Kindheit Yoga-Fan aus
Leidenschaft. Die Liebe zum Yoga wurde der Britin von ihrer Mutter in die Wiege
gelegt, die ebenso als Yoga-Lehrerin tätig war. Und so dauerte es nicht lange, bis
auch Jodie die Praxis in den Mittelpunkt ihres Lebens rückte und sich in Yoga
Hotspots wie Australien, Bali und Indien zur Lehrerin ausbilden ließ.
Für Jodie ist Yoga eine Energietankstelle, ihr Rezept, um dem
Stress des Alltags zu entfliehen. Wie hilfreich Yoga hierbei sein kann, lässt sie
Interessenten in ihrem To The Sea Retreat erleben. Bei dem Yoga-Surf Camp, das
sie zusammen mit ihrer Schwester leitet, nimmt sie maximal zehn Teilnehmer für
ein paar Tage mit in ihr Yoga-Paradies an der portugiesischen Küste. Spaß haben
auf dem Brett, zur Ruhe kommen auf der Matte, zu sich finden beim
Sonnenuntergang in den Bungalows mit Meerblick. Falls Sie im Frühjahr noch ein
paar Urlaubstage übrighaben – hier sind sie definitiv gut investiert!
In ihrem Retreat stellt Jodie immer wieder fest, wie
überrascht die Teilnehmer über die Effekte sind, die sie nur aufgrund der
richtigen Atemtechnik spüren können. „Die Atmung ist für uns so
selbstverständlich, dass wir ihr kaum Aufmerksamkeit schenken. Doch sobald wir
uns darauf konzentrieren, werden schon bald vielfältige physiologische Effekte
spürbar“, erklärt die Expertin. Damit auch wir uns selbst davon überzeugen
können, erklärt Jodie uns im Gastbeitrag drei Atemtechniken zum Entspannen,
gegen Stress und für mehr Energie.
Warum wir von der richtigen Atmung profitieren
Wir haben ein vegetatives Nervensystem, dass all unsere
physischen Funktionen beeinflusst. Ebenso wie unsere mentale Verfassung. Das vegetative
Nervensystem ist in zwei Bereiche unterteilt: das periphere und das zentrale
Nervensystem. Letzteres ist unser „Kampf oder Flucht“ System, das uns pusht,
wenn wir eine Aufgabe zu erledigen haben, unseren Körper mit Energie versorgt
und ihn in die Richtung lenkt, in die er gerade soll.
Während uns diese Funktion in Maßen guttut, brauchen wir
auch hin und wieder eine Ruhepause; eine Möglichkeit, unsere Akkus wieder
aufzuladen. Und hier kommt das periphere Nervensystem ins Spiel. In unserer
reizüberfluteten Welt tendieren wir häufig dazu, das zentrale Nervensystem
überzustrapazieren und das periphere zu vernachlässigen. Die Folge: Wir fühlen
uns ausgelaugt, schlapp, müde, energielos.
Yogisches Atmen, auch Pranayama genannt, ermöglicht es uns, aktiv
zwischen den beiden Nervensystemen hin- und herzupendeln. Der Begriff setzt sich
aus Prana, der Lebensenergie Chi, und Yama, was für Kontrolle steht, zusammen. Kombinieren
wir beide Bedeutungen, so lässt sich die Atmung im Yoga als Mittel zur
Kontrolle der Lebensenergie verstehen. Die richtigen Techniken können uns somit
helfen, den Geist zu beruhigen, inneren Stress zu reduzieren und den Körper in
Balance zu bringen.
3 Atemtechniken für Entspannung und gegen Stress
Damit Ihnen der Einstieg in die Yoga-Atmung gelingt, zeige
ich Ihnen drei Atemtechniken, mit denen wir uns auf der Matte sowie immer
wieder zwischendurch zu einer intensiven Verschnaufpause verhelfen – im wahrsten
Sinne des Wortes.
1. Dirgha – oder auch dreigeteilte Atmung
Ein toller Start in den Tag: Diese Atmung füllt unsere
Lungen, strafft den Bauch, stimuliert das PNS, und bringt den gesamten Stoffwechsel
in Schwung.
Wir teilen die Einatmung in drei Teile, bevor wir auf die
gleiche Art und Weise wieder ausatmen.
Wir atmen ein und drücken unseren Bauch von der Wirbelsäule
weg.
Wir atmen weiterhin ein und heben die Rippen an.
Wir atmen weiterhin ein und heben die Brust an.
Beim Ausatmen durchlaufen wir jede Phase rückwärts: Die
Brust senkt sich, die Rippen senken sich, wir ziehen den Bauchnabel ein.
2. Die UJAYI Atmung
Auch bekannt als die „Ozean Atmung“, stimuliert auch diese
Technik das PNS. Sie füllt unseren Körper mit Energie und wirkt besonders wohltuend
auf den Bereich von Kopf und Hals.
Wir atmen aus, als ob wir einen Spiegel anhauchen wollten.
Diesen Vorgang wiederholen wir nochmal mit geschlossenem
Mund.
Die Spannung in der Kehle sollte einen hörbaren Flüsterlaut
erzeugen, der an eine brechende Welle in der Ferne erinnert.
Um die Lungen vollständig zu füllen und zu leeren, zählen
wir im Kopf beim Einatmen bis vier und beim Ausatmen bis sechs.
3. Nadhi Shodana – die Wechselatmung
Indem sie beide Seiten von Körper und Geist individuell
stimuliert, befreit uns dieses Pranayama von Stress und hilft bei der
Verbesserung der Koordination.
Wir legen die rechte Hand auf unser Gesicht. Der Daumen
berührt den rechten Nasenflügel, Zeige- und Mittelfinger sind in die Handfläche
gebeugt, der Ringfinger berührt den linken Nasenflügel.
Wir pressen unseren Daumen gerade so fest gegen den rechten
Nasenflügel, dass dieser geschlossen ist, und atmen tief durch das linke
Nasenloch ein. Anschließend verschließend wir den linken Nasenflügel mit dem
Ringfinger und lösen den Daumen vom rechten. Durch das nun offene rechte
Nasenloch atmen wir aus. Nach der vollständigen Ausatmung atmen wir wieder tief
durch das rechte Nasenloch ein, verschließend dieses und atmen durch das linke
aus.
Einatmen links, verschließen, ausatmen rechts. Einatmen
rechts, verschließen, ausatmen links. Wiederholen Sie diese Routine für mehrere
Atemzüge.
Ob auf dem Yoga Matte, vor dem Einschlafen oder einfach
zwischendurch: Diese Übungen helfen Ihnen, Ihren Körper in Balance zu bringen
und zu innerer Ruhe zu finden.
Vielen Dank, liebe Jodie, für die tollen Tipps!
Wie sagt man so schön: Einmal tief durchatmen und schon
sieht die Welt ganz anders aus. Da wir nun genau wissen, wie dies richtig geht,
entpuppt sich hinter diesem Sprichwort vielleicht doch noch ein Fünkchen
Wahrheit.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren!
Ihr Terra Elements Team