Ob auf dem Teller, bei der Massage oder im Rahmen individueller Therapien: Im indischen Ayurveda führt kein Weg an hochwertigen Pflanzenölen vorbei. Seit eh und je wird den reichhaltigen Flüssigkeiten große Wertschätzung entgegengebracht. Sie werden sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet. Sehen wir uns an, warum gerade Öle im Ayurveda eine wichtige Rolle spielen und wie auch wir diese in unseren Alltag integrieren können.
Das macht Öle so besonders
Starten wir unsere Begegnung mit den ayurvedischen Ölen doch
mit einer kleinen Reise in Ihren Tagesablauf. Fragen Sie sich, wann und wobei
bei Ihnen ein Öl zum Einsatz kommt. Viele von Ihnen werden direkt an die Küche
denken; an Salate, Marinaden, Gebäck. Manche werden sich an ihre täglicheFeuchtigkeitspflege erinnern. Auch die Pflege von Holz und Mobiliar ist eine
denkbare Verwendung. Kurzum: Wir verwenden Öle in vielen Bereichen unseres
Alltags, um Dinge, Substanzen und Gegenstände geschmeidig zu machen und sie
intensiv zu pflegen. Warum Öle hierfür geeignet sind?
Hochwertige Öle aus beispielsweise der Olive, dem Moringa
Baum oder dem Leinsamen enthalten hochwertige Fettsäuren, sind reich an
Nährstoffen und wirken feuchtigkeitsspendend. Dank dieser Eigenschaften sind
sie in der Lage, tief in unsere Zellen einzudringen und dort ihre hochwertigen
Inhaltsstoffe abzuliefern. In der Naturkosmetik werden Öle daher gerne als
sogenannte Trägersubstanz eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, die Inhaltsstoffe
des Pflegeprodukts in die tiefen Hautschichten zu transportieren. Das gleiche
Prinzip gilt bei der Zugabe von Ölen in Speisen und Getränken. Zusätzlich sorgen
sie dafür, dass wir mit den hochwertigen Fettsäuren versorgt sind, die unser
Körper so dringend braucht.
Die Betonung liegt hierbei jedoch auf dem Wörtchen „hochwertig“.
Um von all diesen Vorteilen zu profitieren, muss das Öl Ihrer Wahl nämlich auch
auf hochwertigen Inhaltsstoffen basieren. Andernfalls laufen Sie Gefahr, dass sich
der Effekt ins Gegenteil verwandelt. Denn ebenso wie die guten würden auch die
schlechten Substanzen tief in Ihre Zellen vordringen und dort ihr Werk
verrichten. Im Falle von Stoffen, die wir absolut nicht in unserem Körper haben
möchten, wäre dieser Effekt jedoch alles andere als wünschenswert. Deshalb halten
wir uns von minderwertigen Ölen fern und greifen ausschließlich zu hochwertigen
Pflanzenölen. Welche das sind, werden wir uns in Kürze ansehen.
Öle im Ayurveda
Im Ayurveda ist man sich der Besonderheit hochwertiger
Pflanzenöle schon seit Jahrtausenden bewusst. Und da sie schon so lange zum
Einsatz kommen, haben sie sich einen festen Platz in diversen Traditionen und
Therapien gesichert. Eine wichtige Rolle spielen Öle beispielsweise bei der
Massage. Nehmen wir zum Beispiel den Stirnguss Shirodhara oder die
Ganzkörpermassage Abhyanga: Experten zur Folge resultiert der besonders
wohltuende Effekt der Anwendung von der Kombination aus Druck, Massage und
einem warmem Öl. Damit das Öl seine Wirkstoffe tief in den Körper
transportieren und alle Körpergewebe (im Ayurveda Dhatus genannt) durchdringen
kann, wird jeder Körperbereich für mindestens fünf Minuten massiert. Der
Einsatz dieser drei Komponenten soll synergistische Effekte erzeugen, die
schließlich in einem intensiv entspannenden Massageerlebnis resultieren.
Ein weiterer zentraler Anwendungsbereich von Ölen im
Ayurveda ist die Naturkosmetik. Ob Haut, Haare oder Nägel: Kaum ein
Pflegeprodukt im Ayurveda kommt ohne ein Pflanzenöl aus. In den Präparaten
fungieren die Produkte einerseits wie bereits erklärt als Trägersubstanz sowie
andererseits als Feuchtigkeitsspender. Da jedem Öl eine individuelle thermische
Eigenschaft zugesagt wird, können die Öle anhand der individuellen Dosha Konstitution
ausgewählt werden. So wird aus einem gewöhnlichen Pflegeritual für die Haut
schnell ein wohltuendes Erlebnis, von dem der ganze Körper profitiert. In der
vedischen Naturkosmetik zum Einsatz kommen Öle einerseits in reiner Form, indem
sie nach der Reinigung in die Haut einmassiert werden. Andererseits werden sie
auch gerne zur Herstellung selbstgemachter Naturkosmetika eingesetzt. Ein beliebtes
Beispiel ist die Kurkuma Maske, die in Indien zur Reinigung und Verfeinerung
der Poren angewendet wird. Weitere Infos zur Kurkuma Maske sowie ein tolles
Rezept finden Sie in diesem Beitrag.
Basisöl versus medizinisches Öl
Im Ayurveda wird zwischen Basis Öl und medizinischem Öl
unterschieden. Während Sie Basisöle ganz einfach frei verkäuflich im Handel zu
finden sind, werden medizinische Öle in einem aufwändigen Herstellungsverfahren
individuell hergestellt. Neben der Produktion unterscheiden sich die Öle vor
allem in der Anwendung.
Das Basisöl zur universellen Anwendung
Das Basisöl ist das Öl, das in der alltäglichen Anwendung
zum Einsatz kommt: Verwendet als Body Lotion pflegt es die Haut intensiv und versorgt
die Zellen mit Feuchtigkeit. Trockene Spitzen und Spliss pflegt ein hochwertiges
Öl samtig-weich, sodass es vor Haarbruch geschützt wird. Eingesetzt beim
morgendlichen Ölziehen* befreit es die Mundhöhle von Bakterien, die
sich im Laufe der letzten 24 Stunden im Mund angesammelt haben. Als Basisöl zum
Einsatz kommen beispielsweise Sesamöl, Kokosöl und Neemöl. Welches für Sie das
richtige ist, richtet sich nach Ihrer individuellen Dosha Konstitution.
Vata Öle
Vata Typen haben meist eine feine Statur und zartes Haar
sowie Haut. Da sie zu Trockenheit neigen, bedarf es zur Pflege wärmender Öle.
Sesam- oder Olivenöl sind beispielsweise eine gute Wahl.
Kapha-Öle
Da ihn die Natur bereits mit relativ viel Öl ausgestattet
hat, braucht der Kapha-Typ wenig Öl. Sowohl in der Ernährung als auch in der
Pflege sollten deshalb leichte Öle zum Einsatz kommen. Geeignet sind
beispielsweise Rapsöl oder Moringa Öl.
Pitta Öle
Pitta Personen sind sportliche Typen. Das Haar wird als
weich, die Haut als robust beschrieben. Pitta Typen neigen zu einem öligen
Charakter und sollten deshalb auf kühlende Öle zurückgreifen. Empfehlenswert
sind unter anderem Kokosöl und Sonnenblumenöl.
Sie kennen Ihre Dosha Konsitution nicht? In diesem Beitrag finden
Sie einen Selbsttest zum Herunterladen, sodass Sie eine Tendenz erkennen
können. Für die genaue Bestimmung wenden Sie sich bitte an Ihren Ayurveda
Therapeuten.
Medizinische Öle
Während sich die Basisöle hervorragend zur Kosmetik oder zur
Ernährung eignen, kommen bei der therapeutischen Anwendung medizinische Öle zum
Einsatz. Abgeleitet von Sesamsamen, deren Öl im Ayurveda häufig als Basisöl
eingesetzt wird, tragen diese den Namen Thailam. Die Herstellung erfolgt
individuell für jede Person in einem aufwendigen und komplizierten Verfahren. Von
einem Kräuterexperten wird zunächst ein Basisöl und bis zu 50 Kräuter bestimmt.
Anschließend folgt ein langer, häufig mehrtägiger Kochprozess, bei dem die ausgewählten
Kräuter und eine Pflanzenpaste mit dem Öl verarbeitet werden, sodass
schließlich das individuell konzipierte medizinische Öl entsteht. Damit dieses
später seine Wirkung entfalten kann, ist es essenziell, dass der Prozess gemäß
ayurvedischer Tradition von einem Experten hergestellt wird.
Welche Wirkung ein solches Thailam auf unseren Körper hat? Ihm
werden direkte Effekte auf unseren gesamten Körper nachgesagt; auf die Haut,
das Gewebe, das Blut und und und. Die Anwendung mit einem Thailam soll laut Ayurveda
die Haut, die Regeneration der Körpergewebe sowie den Stoffwechseln anregen. Da
es zur Ausleitung von Giftstoffen dient, sind die Öle ein essenzieller
Bestandteil der ayurvedischen Reinigungskur Panchakarma. Auch zum Anti-Aging
werden die Öle eingesetzt. Da sie so vielfältige Wirkungen auf unseren Körper
haben, sollte ein Thailam nur in Absprache mit dem Heilpraktiker angewendet
werden. Andere hochwertige Öle hingegen, eignen sich hervorragend für den
Heimgebrauch.
Ayurveda Öle für Ihr zu Hause
Ayurveda Experten machen es vor: Sowohl auf dem Teller als
auch in unserem natürlichen Pflegeritual sind hochwertige Pflanzenöle bestens
aufgehoben. Wie Sie diese in Ihren Alltag integrieren können? Wir hätten da ein
paar Ideen…
Buddha Bowl mit Moringa Öl
Gewonnen aus den Samen des Moringa Baumes, auch bekannt als „Multi-Vitamin
der Natur“, zeichnet sich Moringa Öl durch eine besonders hohe Nährstoffdichte
aus. Im Ayurveda gilt das Öl als Pitta-erhöhend. Es wird somit vor allem zur
Reduktion von Kapha- und Vata eingesetzt. Neben der Pflege von Haut und
beispielsweise auch Wunden, eignet sich Moringa Öl hervorragend für den Einsatz
in der Rohkostküche.
Was wir benötigen:
• 1 Handvoll Feldsalat
• 1 Romanaherz
• 1 Chicoree
• 2 getrocknete Tomaten
• ½ Brokkoli
• ½ Glas Kichererbsen
• ½ Süßkartoffel
• ½ Avocado
• 1 EL Moringa Öl
• 1 EL Apfelessig
• Saft von ½ Limette
• Pfeffer
• ½ TL Maqui Pulver
• Frische Kräuter nach Belieben
• 1 EL Goji Beeren
Wie wir vorgehen:
Da sie am längsten Zeit in Anspruch nimmt, widmen wir uns
zunächst der Süßkartoffel. Nachdem wir sie gewaschen und gewürfelt haben, garen
wir sie in heißem Wasser bissfest. In der Zwischenzeit waschen wir unser
gesamtes Gemüse und schneiden es in grobe Stücke. Die Salate drapieren wir
direkt in unserer Schale. In der einen Ecke arrangieren wir die Brokkoli
Röschen, in einer anderen die abgetropften Kichererbsen und wieder in einer
anderen die Avocado. Diese können Sie entweder ganz oder in Scheiben
geschnitten in die Schale legen. Nun hacken wir die getrockneten Tomaten und
streuen sie über den Salat.
Anschließend widmen wir uns dem Dressing. Hierfür geben wir
Moringa Öl, Apfelessig, Limettensaft, Maqui Pulver sowie alle Gewürze in ein
Schraubglas und schütteln alles gut durch. Das fertige Dressing verteilen wir über
dem Salat – ebenso wie die Goji Beeren.
Nun fehlen nur noch die Süßkartoffeln. Diese dürfen in der
Zwischenzeit fertig gegart sein. Eine kurze Prüfung mit der Gabel schafft
Gewissheit. Sind die Kartoffelwürfel bereit, so gießen wir sie ab und drapieren
sie in der letzten Ecke unserer Buddha Bowl. Fertig!
Marula Öl Gesichtsmaske
Nicht nur die Elefanten in der afrikanischen Savanne sind
sich sicher: Die Marula Frucht ist eine ganz besondere. Während die Tiere vor
allem von dem betörenden Duft des Baumes, der deshalb auch Elefantenbaum
genannt wird, angezogen werden, sind es die Samen der Früchte, die uns in den
Bann des Marula Baumes ziehen. Vor allem für unsere Feuchtigkeitspflege sind
diese eine absolute Bereicherung.
Für die tägliche Feuchtigkeitspflege können Sie das Öl
direkt nach der Reinigung in die Haut einmassieren. Falls es zwischendrin
jedoch ein intensiveres Pflege- und Reinigungserlebnis sein darf, raten wir Ihnen
zu dieser tollen Gesichtsmaske.
Was wir benötigen:
• 1 TL Marula Öl
• 1 TL Kokosöl
• 1 TL Matcha Pulver
Die Zubereitung unserer Marula Öl Gesichtsmaske ist denkbar
einfach. Wir geben alle Zutaten in eine Schale und verrühren sie zu einer
glatten Masse. Zum Auftragen der Maske verwenden wir unsere Finger. Nach der
Einwirkzeit von etwa zehn Minuten nehmen wir die Kur mit warmem Wasser wieder
ab. Hierfür eignet sich beispielsweise ein Konjak Schwamm ganz besonders.
Weitere Ideen für Gesichtsmasken mit Marula Öl finden Sie in diesem Beitrag.
Haarpflege mit Baobab Öl
Ebenso begeistert wie die Elefanten vom Marula Baum sind afrikanische
Affen vom Baobab Baum. Was sie an ihm vor allem schätzen, ist seine Eigenschaft,
über einen langen Zeitraum große Mengen an Feuchtigkeit zu speichern. Von dieser
profitieren nicht zu Letzt wir selbst, indem wir das Öl aus den Samen seiner
Frucht in unsere Haarpflege Routine integrieren.
Für zwischendurch massieren Sie einige Tropfen des Öls mit Ihren
Händen nach der Wäsche in die handtuchtrockenen Spitzen ein. Ergänzend
empfehlen wir Ihnen, Ihren Haaren einmal pro Woche eine intensive Pflege zu
gönnen. Hierfür ist diese Rezeptur hervorragend geeignet.
Was wir benötigen:
• 1 TL Olivenöl
• ½ TL Baobab Öl
• 1 TL Amalaki Pulver
Wie wir vorgehen:
Ähnlich wie bei unserer DIY Gesichtsmaske mit Marula Öl
erfolgt auch die Herstellung unserer DIY Haarmaske mit Baobab Öl im
Handumdrehen. Alles was wir tun müssen: Die Zutaten in einer Schale
glattrühren. Schon ist die Pflegekur bereit, um in unsere Längen eingearbeitet
zu werden. Vor allem bei feinem Haar raten wir Ihnen den Ansatz auszusparen.
Andernfalls laufen Sie Gefahr, das Haar zu beschweren. Die Haarmaske bleibt
etwa 15 Minuten im Haar, bis wir sie mit klarem Wasser ausspülen. Für ein
besonders intensives Pflegeergebnis können Sie die die Kur auch über Nacht einziehen
lassen. Legen Sie dabei jedoch unbedingt ein Tuch auf Ihr Kissen.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Entdecken der
spannenden Ayurveda Öle!
Ihr Terra Elements Team
*Ölziehen ist ein beliebtes Ritual, das morgens zur
Reinigung der Mundhöhle angewendet wird. Ein Teelöffel eines Pflanzenöls wird
dabei für fünf bis zwanzig Minuten im Mund hin und her bewegt und durch die
Zähne gezogen. Nach der Reinigung muss das Öl unbedingt ausgespuckt werden – am
besten in ein Tuch, das direkt im Müll entsorgt wird. Da das Öl nach dem
Ölziehen jede Menge Bakterien und Co. enthält, darf es auf keinen Fall herunter
geschluckt werden!