Der eine ist ein wenig aufgeweckter, der andere ein wenig ruhiger und ein dritter ein wenig wandelbar: Jeder Mensch hat einen anderen Charakter; einen Typus der unser Verhalten und die Gestaltung unseres Alltags leitet. Um zu verstehen, wie wichtig die Kenntnis unseres individuellen Typus ist, begeben wir uns auf eine Reise in die Welt des Ayurveda. Warum? In der Naturkunde spielen die als „Doshas“ bekannten Typen eine wichtige Rolle. Wir haben bei Ayurveda Expertin Dania Schumann nachgefragt, was sich dahinter verbirgt.
Liebe Dania, im Ayurveda ist häufig die Rede von Doshas: Was können wir uns darunter vorstellen?
Dania: „Doshas sind nichts anderes als bestimmte Kräfte oder Bioenergien, die auf unseren Körper wirken und für bestimmte Funktionen verantwortlich sind. Im Ayurveda unterscheidet man 3 Doshas: Vata, Pitta und Kapha, die verschiedene Prozesse im Körper steuern. Wir machen uns selten Gedanken, was eigentlich unseren Stoffwechsel steuert, unser Nervensystem beeinflusst, oder unsere Körperstruktur beeinflusst. Genau diese Überlegungen steht hinter der Beschreibung der Doshas. Im Ayurveda wird zur Veranschaulichung häufig bildlich gearbeitet und mit zusammenfassenden Begriffen, Funktionsprinzipien veranschaulicht. Genau das macht es auch für jeden greifbar zu verstehen.“
Vata, Pitta und Kapha: Wie lassen sich die Typen beschreiben?
Dania: „Vata Typen sind die kreativen, freiheitsliebenden Querdenker und Künstler. Ihr Motto: Reisen ist Leben!
Pitta Typen haben Führungspotential, sie kommen gut organisiert und zielstrebig stets an ihr Ziel. Ihr Motto: Träume groß, arbeite hart!
Kapha Typen sind die besonnenen, liebevollen Genießer, die immer ein offenes Ohr für andere haben. Ihr Motto: In der Ruhe liegt die Kraft!“
Wie beeinflussen die Doshas unseren Körper?
Dania: „Vata hat mit allem zu tun, was Bewegung im Körper bedeutet: Darmbewegung, Blutfluss, Transport von Nährstoffen oder Neurotransmittern. Es beeinflusst auch das Nervensystem. Verstopfung auf Reisen ist zum Beispiel ein typisches Vata Symptom.
Pitta ist der Inbegriff aller Stoffwechselvorgänge: Verdauung, Energiegewinnung in den Zellen, Hormonfunktionen und viele mehr. Entzündungsvorgänge im Körper stehen meist unter dem Einfluss von einem Ungleichgewicht im Pitta Dosha.
Kapha steht für die Struktur und Feuchtigkeit im Körper. Hierzu zählen zum Beispiel Sehnen, Muskeln, Bindegewebe und Lymphe. Bei einem Ungleichgewicht kann sich beispielsweise zu viel Wasser oder Schleim im Körper ansammeln.“
Warum sollten wir unseren Dosha-Typ kennen?
Dania: „Ein ayurvedisches Sprichwort sagt: Der Körper und die Krankheit werden beide aus der Nahrung geboren. Für eine ganzheitliche Gesundheit reicht es aber nicht aus, nur auf die Nährstoffprofile von Lebensmitteln zu achten. Wir benötigen vielmehr eine individuell angepasste Ernährung – was für den einen gesund ist, muss nicht für den anderen gut sein. Daher ist es wichtig, den eigenen Dosha-Typ zu kennen und einer persönlichen Ernährung zu folgen. Nur dann kann sie meine Gesundheit fördern.“
Ich kenne meinen Dosha Typ nicht – was kann ich tun?
„Eine genaue Bestimmung deines Typs kann nur ein erfahrener Ayurveda Spezialist geben. Eine ungefähre Einschätzung können Sie aber bereits mit einem Test über einen Fragebogen bekommen. Dabei ist es wichtig zu sagen, dass ein lange bestehendes Ungleichgewicht manchmal den eigentlichen Körpertyp sozusagen überdecken kann. Daher ist der Rat eines Experten hier eine große Hilfe.“
Unser Tipp: Eine erste Einschätzung können Sie mit unserem Dosha Test treffen.
Zum Test
Ich kenne meinen Dosha Typ – was lerne ich daraus für meinen Alltag, meine Ernährung und meinen Lifestyle?
„Wenn ich meinen Körpertyp kenne, kann ich meine tägliche Routine und Ernährung darauf abstimmen, um einem Ungleichgewicht von vorne herein vorzubeugen. Bestimmte Aspekte gelten aber für alle Typen. Hierzu zählen zum Beispiel das Trinken von warmem Wasser am Morgen um die Verdauung zu fördern, morgens und abends eher leicht und warm zu essen. Mittags ist das Verdauungsfeuer am besten. Daher darf die Mahlzeit ruhig gehaltvoller sein. Wichtig ist es außerdem, die Mahlzeiten regelmäßig und mit ausreichend Pausen für die Verdauung (etwa 4-5 Stunden) einzunehmen. Unsere Routine sollte sich außerdem immer an die Jahreszeit und unseren Zustand anpassen. Schließlich ist alles in uns und in der Natur immer im Prozess. Veränderungen wie beispielsweise die Kälte im Winter können mit wärmenden Gewürzen wie Kurkuma ausgleichen werden, während sich im Sommer eher milde Speisen eignen der Hitze entgegen zu wirken. So gibt es auch im Ayurveda keine Dogmen, sondern immer nur das Richtige zur jeweiligen Zeit.
Wie erkenne ich, dass meine Doshas im Ungleichgewicht sind und in Balance gebracht werden wollen?
„Bestimmte Symptome können uns einen Hinweis darauf geben, wann wir in ein Ungleichgewicht geraten sind. Dem können wir mit gewissen Maßnahmen entgegenwirken, die denen des Doshas entgegengesetzt sind und sie wieder in die Balance bringen. Zu viel Reisen und Stress kann Vata beispielsweise leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Entschleunigung durch Meditation oder erdende Nahrung, das bedeutet warm mit Wurzelgemüsen, hochwertigen Fetten und ausreichend Kohlenhydraten, sind geeignete Mittel um zurück zur Mitte zu finden.“
Unsere Expertin: Dania Schumann, Heilpraktikerin und Autorin bei One Healthy Life
Nach dem Studium der Ernährungswissenschaft war Dania überzeugt, sich ausgewogen und nach bestem Wissen zu ernähren. Doch schon während des Studiums ließ sie der Gedanke nicht los, „dass trotz des tollen und bereichernden Wissens etwas fehlte“. Dania war überzeugt: „Lebensmittel sind mehr als nur Nährstoffe und jeder Mensch braucht eine ganz individuelle Ernährung, um gesund zu bleiben. Und das bedeutet, dass gesunde Ernährung für jeden anders aussieht!“ Mit diesen Fragen im Hinterkopf, ging die Ernährungsexpertin schließlich auf die Suche nach Antworten – und fand sie im Ayurveda.
Kurzerhand machte sie sich anschließend auf den Weg nach Indien, um sich im Geburtsland der Naturkunde in der ayurvedischen Medizin weiterzubilden. Was sie gerade an dieser Lehre so begeistert? „Dieses alte traditionelle Medizinsystem birgt unglaublich viel Wissen, dass in keinem Gegensatz zu unseren heutigen Forschungserkenntnissen steht; es ist der Forschung sogar vielleicht teilweise voraus. Ich konnte durch mein Studium der Ernährungswissenschaft viel tiefer die zugrunde liegenden biochemischen Zusammenhänge erkennen, denen die Prinzipien des Ayurveda zugrunde liegen. Es begeistert mich immer wieder zu sehen, wie tief dieses uralte Wissen den menschlichen Körper verstanden hat und vor allem wie praktisch und individuell es dabei auf jeden eingeht“, erklärt uns die Expertin.
Ihr Wissen gibt Dania bald im Rahmen einer Online Ausbildung zum ganzheitlichen Ayurveda Ernährungsberater. Warum ganzheitlich? „Weil Ernährung mehr als nur Nahrungsaufnahme ist und es zur Gesundheit mehr als nur Ernährung braucht“, weiß die Expertin. Darüber hinaus gewährt sie uns auf ihrem Blog einen Einblick in ihren Alltag. „One healthy life steht für alles, was das Leben mit Gesundheit bereichern kann. Hier verbinde ich meine Expertise als Ernährungswissenschaftlerin, Ayurveda Heilpraktikerin und Yogalehrerin“, erklärt uns die Expertin. Indem sie ihr Wissen zu integrativer Medizin, Ernährung und Yoga teilt, möchte Dania „Menschen dabei unterstützen, zu ihrem individuellen Weg von Ernährung und Gesundheit zu finden“.
Ayurvedische Gerichte für Ihren Dosha Typ
Neben wertvollen Tipps rund um die Naturkunde finden Sie auf Danias Blog jede Menge ayurvedische Rezepte. Was dabei auffällt: Die Kreationen der Heilpraktikerin sind nicht mit den allseits bekannten Symbolen versehen, sondern als Vata, Pita, Kapha oder Tridosha gekennzeichnet. Dania zeigt damit, welche Gerichte für welches Dosha geeignet ist. Damit Sie gleich mit dem ayurvedischen Kochen beginnen können, haben wir Danias Kreationen genau unter die Lupe genommen. Unseren Favoriten dürfen wir Ihnen auf keinen Fall vorenthalten.
Ayurvedisches Kichari mit rotem Reis
Kichari ist ein typisches, ayurvedisches Gericht, das besonders gerne bei Fastenkuren verzehrt wird. Es gilt als wärmend, gut bekömmlich und entlastend. Ob die Speise für Ihren Dosha-Typ geeignet ist? Auf jeden Fall! Kichari ist ein Tridosha-Gericht und somit für alle drei Dosha Typen geeignet.
Was wir benötigen:
• 200g Mungbohnen
• 100g roter Reis
• 2 TL Ghee
• Ca 700ml Wasser
• Je ½ TL Ingwer und schwarzer Pfeffer
• Je ½ TL Cumin, Kurkuma und Koriander
• ½ TL Himalaya-Salz
• Frischer Koriander
Wie wir vorgehen:
Die Vorbereitungen für unser ayurvedisches Kichari beginnen bereits am Vorabend, indem wir Mungbohnen und Reis in Wasser einlegen. Sobald uns am nächsten Tag der Hunger packt, spülen wir die Zutaten sorgfältig in einem Sieb ab. Nun schnappen wir uns einen Topf und erhitzen darin das Wasser. Wir fügen Mungbohnen und Reis hinzu, reduzieren die Temperatur und lassen alles zugedeckt Kochen. Hin und wieder werfen wir einen Blick unter den Deckel, um zu sehen, ob wir zusätzliches Wasser zufügen müssen.
Nach etwa einer halben Stunde erhitzen wir das Ghee in einer Pfanne und geben die Gewürze hinzu. Sobald diese ein wenig Farbe angenommen haben, geben wir sie zu Reis und Mungbohnen in den Topf. Sind alle Zutaten beisammen, stellen wir unser Werk beiseite und lassen es zugedeckt noch weitere zehn Minuten ruhen. Kurz vor dem Servieren dekorieren wir unser Kichari mit frischem Koriander – fertig!
Sollten Sie anschließend die Lust auf etwas Süßes oder einen Smoothie verspüren, können Sie sich sehr gerne in unserer Rezeptsammlung umsehen.
Wir bedanken uns herzlich bei Dania für die inspirierenden Einblicke in die Welt des Ayurveda und wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren!
Ihr Terra Elements Team