Unter dem Sammelbegriff Yoga werden diverse geistige und körperliche Übungen zusammengefasst. Jede von ihnen hat ein anderes Ziel, einen anderen Ablauf. Diesen entsprechend werden die Übungen, die meist in Abfolgen ausgeübt werden, verschiedenen Stilen zugeordnet. Einer davon nennt sich Anusara Yoga. Der Stil wurde 1997 vom US-Amerikaner John Friend begründet und erfuhr bis zum Beginn der 2010er Jahre einen großen Aufschwung. Wir sind dank Sandra von Zabiensky auf den faszinierenden Yoga-Stil aufmerksam geworden – und seitdem hellauf begeistert von dieser Art des Yoga, die perfekt für Anfänger geeignet ist. Im Interview verrät uns die Expertin, was sie am Anusara Yoga begeistert, worauf es dabei ankommt und wie uns der Einstieg gelingt.
Anusara Yoga – die Basics
Bevor wir uns Sandras Tipps ansehen, wollen wir uns die Basisinformationen des Anusara Yogas zu Gemüte führen. Aus dem Sanskrit übersetzt steht Anusara für „mit Anmut fließen, dem Herzen folgen“. Diese Bedeutung lässt uns bereits erahnen, dass es bei diesem besonderen Stil um mehr geht, als die körperliche Bewegung. Abgeleitet vom Iyengar-Yoga, spielt bei Anusara Yoga die hinduistische Spiritualität eine wichtige Rolle. So können wir die Stunden als Kombination aus Yoga und Tantra beschreiben.
In der Realität sieht dieses Zusammenspiel in etwa so aus: Der Lehrer wählt ein Thema, das den Kontext für die Stunde vorgibt. Dieses stellt er in einem kurzen Vortrag vor. Anschließend werden Übungen durchgeführt. Richtig oder falsch wird dabei rein durch das eigene Gefühl definiert. Anders als bei Yoga-Stilen, die auf Stabilität und Kraft abzielen, steht im Anusara Yoga die genaue Durchführung der Asanas (Übungen) an erster Stelle. Auf diese Art und Weise sollen die Verletzungsgefahr sowie Haltungsschäden verringert werden.
Da die Übungen mit großer Präzision ausgeführt werden und das Hauptaugenmerk auf der perfekten Ausführung liegt, ist Anusara Yoga bei Einsteigern sehr beliebt. Aber auch unruhige und rastlose Personen finden Gefallen an diesem Stil: Sie profitieren von der Balance, die durch das Zusammenspiel von Kraft, Dehnung, Ruhe und Fokus erzeugt wird, sowie von der intensiven Wahrnehmung des Körpers, die häufig Lösungen für ungeklärte Rätsel zum Vorschein bringt. Sie sind skeptisch, ob dies wirklich möglich ist? Dann geht es Ihnen ähnlich, wie Sandra von Zabiensky vor einigen Jahren. Und siehe da: Heut ist sie nicht nur eine begeisterte Yogini, sondern sogar zertifizierte Anusara Elements® Lehrerin.
Liebe Sandra, Wie bist du zum Yoga gekommen?
Sandra: „Durch das Surfen. Ich war so unglaublich steif in der Hüfte, dass ich nur mühsam auf das Surfbrett klettern konnte. Ehrlich gesagt, war die Welle weg, sobald ich oben stand. Dann bin ich vom Bikram Yoga über das Power Yoga zum Anusara gekommen und da hat es mich so richtig gepackt. Meine Praxis wurde mit den Jahren immer tiefer und spiritueller. Schon lustig, wenn man dran denkt, dass ich noch vor zehn Jahren Yoga als esoterische Krankengymnastik abgetan habe und dachte: Yoga und ich – never ever!“
Was begeistert dich an der Praxis?
Sandra: „Meine Matte ist wie ein heiliger Ort, wenn ich diesen betrete, beginnt für mich ein neugieriges Spielen: Was ist heute da? Was ist der erste Impuls, in dem sich mein Körper bewegen möchte? Auch meine philosophische und meditative Praxis ist mir wahnsinnig wichtig geworden. Mich begeistert die tantrische Philosophie. Die Techniken im Tantra sind für mich geprägt von großer Schönheit, tiefem Wissen und der Erkenntnis, dass alles und jeder verbunden ist, dass in jeder Erfahrung das Potenzial steckt, das Allumfassende zu entdecken und dass es nichts gibt, was nicht „Gott“ ist, dir selbst eingeschlossen, und daher alles und jeder wertvoll ist. Dabei schließt du dich nicht in einer Höhle weg, sondern lebst mitten im Leben deine Praxis. Das begeistert mich jeden Tag aufs Neue.“
Was bedeutet Yoga für dich in deinem Alltag?
Sandra: „Yoga, wenn wir es mehr als nur Asana verstehen, ist mein Alltag. Es ist mein Fundament, meine Weltanschauung geworden. Wenn wir von Asana sprechen, gibt mir meine Mattenzeit wahnsinnig viel. Weißt du, ich habe spät mit Yoga angefangen, Sport war davor. Ich habe zwei Jahre Thaiboxen gemacht, ich war steif wie sonst was. Heute mit meinem Körper Sachen auszuprobieren, festzustellen, „Oh, ich kann hier meinen Fuß fassen, und hey, ich kann mich ja ganz nach vorne klappen“, das ist für mich so faszinierend. Yoga hat mich gelehrt, meinen Körper so richtig zu lieben. Ich finde es unglaublich, wie viel er jedes Jahr dazulernt."
Was können wir uns unter Anusara Yoga vorstellen?
Sandra: „Anusara ist eine freudige, aufrichtende Art Yoga zu praktizieren; mit Fokus auf den drei A’s - Attitude, Alignement, Action -, den fünf universellen Ausrichtungsprinzipien und dem grundlegenden Gedanken, dass jeder Praktizierende gut ist und eine Asana höchstens „noch“ nicht da ist – es gibt kein „ich kann nicht“. Dabei wählt der Lehrer/ die Lehrerin in der Stunde ein individuelles Thema aus, das ihm oder ihr am Herzen liegt und führt mit diesem Thema und der dazugehörenden Qualität durch die Klasse. Die Basis vom Anusara Yoga ist unter anderem die tantrische Philosophie und das merkt man dem Unterrichten auch an: Es geht nicht darum, irgendetwas zu überkommen und sich abzuschotten von der Welt, sondern mittendrin zu sein, ganz präsent in der Praxis.“
Was ist das Besondere am Anusara Yoga?
Sandra: „Ich glaube, da würde jeder seine eigene Definition haben. Für mich persönlich ist es dieser Mix aus Herzthema, natürlich meiner heißgeliebten Philosophie, der sinnvollen anatomischen Ausrichtung und der Freiheit, wie ich die Stunden gestalten kann. Ich muss keine Abfolge wie Sonnengrüße-Standstellungen-Rückbeugen-Vorbeugen-Twists-Savasana einhalten, sondern kann wählen, wie man ein Thema körperlich aufgreift und wie dieser körperliche Aspekt in Verbindung mit einem Thema tief erfahrbar gemacht werden kann.“
Welchen Prinzipien liegen dem Anusara Yoga zugrunde?
Sandra: „Ganz wichtig sind die drei A´s: Attitude, Alignement und Action. Von diesen leitet sich meine innere Einstellung auf der Matte ab, wie ich mich körperlich und geistig ausrichte und welche Handlungen daraus resultieren. Auf körperlicher Ebene wird dies mit Leben, mit den fünf universellen Ausrichtungsprinzipien und den Loops gefüllt.“
Entspannung oder Anstrengung: Wo liegt der Fokus?
Sandra: „Anusara ist eine körperlich fordernde Praxis, aber für jedes Level geeignet. Es ist fordernd, weil du komplett bewusst praktizierst, es also kein heimliches Schludern gibt. Du bist präsent bis in die Fingerspitzen! Ich glaube, deshalb finde ich es auch so großartig. Es lässt dich deinen ganzen Körper durch und durch spüren, diese Klarheit, die sich entfaltet – das ist einfach großartig.“
Wie unterscheidet sich die Praxis von anderen Yogastilen?
Sandra: „Da würde jeder Anusari vermutlich auch etwas anderes sagen. Es ist eher kein Flow, es ist langsam, lässt uns Haltungen in der Tiefe spüren und erfahren. Die Verbindung mit einem Thema, das durch die gesamte Stunde getragen wird, nicht nur am Anfang und Ende, ist ebenfalls ganz besonders.“
Für wen ist Anasura Yoga geeignet?
Sandra: „Für wirklich jeden, insbesondere die, die sich eine anatomisch sichere Praxis wünschen und / oder sich einen lebensnahen Bezug zur Philosophie wünschen.“
Anasura Yoga für Zuhause: Gibt es eine Übung zum Kennenlernen?
Sandra: „Es gibt keine spezielle Übung, die es nur im Anusara gibt, vielmehr unterscheidet sich die Art der Anleitung. Ich finde das Stehen macht es sehr deutlich, wenn man es sehr detailliert ansagt:
Dazu komme einmal in einen hüftgelenksweiten Stand, die Arme neben dem Oberkörper. Bitte drücke nun die Füße kraftvoll in den Boden, alle vier Punkte der Füße: Die innere und äußere Ferse, den Großzehballen, den Kleinzehballen. Drücke nun mit dem Einatmen vor allem die Großzehballen in den Boden, dabei drehen sich die Oberschenkel leicht nach innen-hinten, es gibt einen kleinen Entenpo.
Öffne dich erneut für das Einatmen und lass es innerlich ganz weit atmen. Mit dem Ausatmen löffelst du das Steißbein sanft unter, manifestierst innerlich die Offenheit, die Beine werden ganz gerade, der Bauch ist tonisiert. Fülle noch einmal den unteren Rücken mit dem Einatmen und während du ausatmest drücke mit den Füßen fest in den Boden, die Arme werden ganz gerade, die Finger weit gespreizt und du schaffst Bewusstheit bis in die Fingerspitzen. Ein erneutes Einatmen lässt die Schlüsselbeine weit werden und mit dem Ausatmen nehme den Hinterkopf etwas nach hinten, so dass die Ohren über den Schultern stehen. Nun stehst du bewusst, konzentriert, gerade aufgerichtet da, präsent, klar und geerdet – bereit für alles was nun kommen mag.“
Unsere Expertin: Sandra von Zabiensky
Yogini, Autorin, Unternehmerin: Sandra von Zabiensky praktiziert und lehrt Anusara Elements® Yoga mit Begeisterung und Leidenschaft. Aufgrund ihrer Überzeugung, dass Yoga transformiert hat sie es sich zum Ziel gesetzt auch anderen zu zeigen, wie Glück, Freude und Potential durch Yoga entdeckt werden können. Erleben können Sie Sandra als Lehrerin in diversen Städten in ganz Deutschland. Wo ein Event stattfindet, erfahren Sie auf Sandras Homepage „House of Grace“. Schauen Sie am besten gleich vorbei! Und wenn Sie schon mal da sind, können wir Ihnen nur wärmstens empfehlen, einen Blick in Sandras Yoga Diaries zu werfen. Dort finden Sie jede Menge spannende Tipps rund um einen Alltag mit Yoga.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Entdecken!
Ihr Terra Elements Team