Die Traditionelle Chinesische Medizin betrachtet den Menschen ganzheitlich und in Zusammenspiel mit der Natur. Krankheit ist damit nicht nur ein körperliches oder seelisches Leiden, sondern schließt soziokulturelle Faktoren mit ein. Ein Mensch ist nach der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) gesund, wenn er in einer Harmonie mit sich selbst, mit seiner sozialen Umwelt und mit der Natur lebt. Bei einem gestörten Energiefluss kommen Disharmonien zustande, die zu Krankheiten führen können. Die TCM stellt einen Teil der philosophischen Richtungen des Taoismus und des Konfuzianismus dar, welche beide den Zustand des Glückes als absolute Harmonie zwischen Mensch und Natur definieren. Dieser Zustand ist durch eine entsprechende Lebensweise erreichbar.
Die wichtigsten Grundlagen der TCM bilden die Lehre vom Yin und Yang und den fünf Wandlungsphasen sowie das Konzept Qi.
Das Konzept Qi
Qi stellt einen Grundbegriff der Traditionell Chinesischen Medizin dar. Um das Konzept zu verstehen, muss man sich den Unterschied des das uns Umgebenden Sichtbaren und Unsichtbaren hervorrufen. Das Sichtbare ist all das, was wir materiell bezeichnen können. Dazu gehören Umwelt und Gesellschaft aber auch unser körperliches Substrat, wie beispielsweise Zellen und Gewebe. Das Unsichtbare bewirkt, dass das Sichtbare leben kann. Diesbezüglich bestehen unzählige Erklärungsmodelle. Im alten China wurde diesbezüglich das Konzept Qi erschaffen. Danach soll eine einheitliche Energie bestehen, die allem Leben zugrunde liegt. Übersetzt werden kann Qi damit als Lebensenergie.
Der menschliche Organismus weist unterschiedliche Erscheinungsformen des Qi auf und jedes Organ hat ein eigenes Qi. Es entsteht durch Aufnahme und Verwertung verschiedener Energiequellen. Angeborenes Potenzial fließt dabei ebenso mit ein wie Ressourcen, die uns unsere Umwelt zur Verfügung stellt. Das, was wir zum Leben benötigen, erhalten wir aus Nahrung und aus Atmung. Die einzelnen Organe unseres Körpers sind nach Vorstellung der TCM durch Meridiane verbunden, die unabhängig von Blutbahnen oder Nerven sind. Nach traditioneller Vorstellung fließt in diesen das Qi. In der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) existieren zwölf Meridiane, zu denen acht Sondermeridiane hinzukommen.
Der Mensch wird in der TCM als ein Wesen betrachtet, dessen Qi aus Zusammenwirken von Himmel und Erde gespeist wird. Dieses Zusammenwirken muss gewissen Gesetzmäßigkeiten folgen. Wenn der Fluss des Qi über längere Zeit gestört wird, kann Krankheit entstehen. Grundsätzlich kann ein gesunder Körper kurzzeitige Störungen ausgleichen. Körperliche und seelische Gesundheit des Menschen liegen dann vor, wenn er und der Fluss seines Qis im Einklang mit den natürlichen Gesetzmäßigkeiten stehen.
Die Lehre vom Yin und Yang
Die Lehre vom Yin und Yang basiert auf der Auffassung, dass in allen Dingen und allen Lebewesen ein Yin und Yang innewohnt. Yin und Yang sind gleichzeitig Gegensatz wie Ergänzung. Das Zusammenwirken und die permanente Bewegung der beiden soll Ursprung der Schöpfung darstellen wie Tag und Nacht, Ebbe und Flut, Ein- und Ausatmen, Geben und Nehmen. Die Begriffe Yin und Yang sollen den beständigen Vorgang natürlicher Veränderung beschreiben. Legt man diesen Grundgedanken auf die Medizin um, so wird klar, dass der Gesundheitszustand des Organismus vom Gleichgewicht des Yin und Yang abhängt. Das Gleichgewicht von Yin und Yang bestimmt auch den freien Fluss des Qi. Dieses wird durch Spannung und Gegensätze energetisiert.
Das Symbol Yin und Yang besteht aus einem Kreis, welcher das Ganze (Tao) symbolisieren soll. Unterteilt ist dieser in das tropfenförmige Yin (schwarz) und das sich dem anschmiegende, gleichförmige Yang (weiß). Innerhalb beider Elemente findet sich ein kleiner Punkt in der jeweils gegensätzlichen Farbe. Dieser soll aufzeigen, dass in Yin auch Yang vorhanden ist und umgekehrt. Dass beide Farben eben nicht durch eine gerade Line abgetrennt sind, weist auf das Ineinanderfließen der beiden Elemente hin. Sie dürfen nicht statisch aufgefasst werden. Deutlichstes Beispiel für das immerwährende Wechselspiel von Yin und Yang sind der Kreislauf der Jahreszeiten und der Wechsel von Tag und Nacht.
Yin
Yin meint die schattige Seite eines Hügels. Umfasst sind davon beispielsweise Ruhe, Passivität, Dunkelheit, Empfänglichkeit, Kälte und Abnahme.
Yang
Yang bedeutet die sonnige Seite eines Hügels. Das Schriftzeichen bildet Teil eines chinesischen Wortes für Sonne. Assoziiert wird Yang mit Helligkeit, Himmel, Hitze, Anregung, Erregung, Aktivität, Licht und Vitalität.
Krankheitslehre der TCM
Kommt es zu einem Ungleichgewicht von Yin und Yang, kann es zu Krankheit kommen. Ursache für ein Ungleichgewicht wird durch eine Kombination unterschiedlicher Faktoren ausgelöst. Beachtet werden hier die angeborene Konstitution des Einzelnen, sein emotionaler und geistiger Zustand, die Ernährung, Umweltfaktoren, Traumata und Drogen.
Die einzelnen Teile des Körpers lassen sich jeweils als eher dem Yin und eher dem Yang zugehörig unterteilen. Der Kopf ist dem Himmel zustrebend zu klassifizieren. Er ist damit dem Yang zuzuordnen. Der Rest des Rumpfes, als schwer und der Erde zustrebend zu definieren, ist Teil des Yins.
Ebenso verhält es sich mit den Organen: Organe, die dem Yang zugehörig sind, sind diejenigen, die die Nahrung aufspalten, transformieren und ausscheiden. Dies sind beispielsweise Magen und Darm. Yin-Organe sind solche, die für die Speicherung der durch diese Prozesse gewonnenen Nährstoffe zuständig sind, beispielsweise Milz und Leber.
Auch Krankheiten werden in der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) Yin oder Yang zugeteilt. Bestimmt wird diese Zuordnung anhand der Krankheitssymptome.
Symptome, die dem Yang Element zuzuordnen sind, sind beispielsweise heftige und akut auftretende Schmerzen, Entzündungen oder Fieber.
Dagegen ist beispielsweise ein chronischer Krankheitsverlauf, der sich schleichend fortentwickelt, dem Yin Element zuzurechnen. Symptome, wie Müdigkeit oder Schwäche geben Anhaltspunkte dafür.
Die Theorie der fünf Wandlungsphasen
Alle natürlichen Prozesse werden in eine der fünf Wandlungsphasen eingeordnet. Hintergrund dafür ist der Ansatz, dass Krankheit des Menschen entsteht, wenn er nicht mehr im Einklang mit der Natur lebt; gegen die natürlichen Entwicklungen lebt. Einflüsse von Sonne, Mond, Wind und Wetter sowie der Umgebung spielen dabei eine wichtige Rolle. Entwickelt hat sich ein System, das sich an den Jahreszeiten orientiert. Zu den vier üblichen Jahreszeiten kommt die Jahreszeit des Spätsommers hinzu. Die Natur vermittelt den Menschen unterschiedliche Lebens- und Gemütsphasen, die von der jeweiligen Jahreszeit abhängig sind. Um gesund zu sein, muss der Mensch im Einklang mit den fünf Jahreszeiten leben.
Die fünf Elemente
1. Frühling
Dem Frühling ist das Element Holz zuzuordnen. Dieses symbolisiert Wachstum, Vitalität und Kreativität. Emotionen wie Wut und Anspannung, die Funktionen der Muskeln und die Sehkraft sind dieser Wandlungsphase zuzuordnen. Die Lebensphase der Kindheit ist wird repräsentiert. Dem Holz Element werden die Farben Grün und Blau, Pflanzen, Holz und Naturfasern zugeordnet.
2. Sommer
Dem Sommer ist das Element des Feuers zugehörig. Dieses steht für Hitze und die Lebensphase der Jugend. Eigenschaften wie Leidenschaft, Dynamik und Begeisterung gehören in das Feuer-Element. Ihm entsprechen die Farbe Rot sowie die Materialien Kunststoff und Leder.
3. Spätsommer
Der Spätsommer, die Lebensmitte, die Zeit der Fülle und Ausgewogenheit, der Ruhe und Stabilität sind dem Element Erde zuzuordnen. Warme Erdfarben sowie die Materialien Ton, Keramik und Stein sind typisch für dieses Element.
4. Herbst
Mit der Jahreszeit Herbst wird das Element Metall assoziiert. Die Zeit der Ernte und der Reife sind hier zu lokalisieren. Dem Element entsprechen die Farben Weiß und Grau.
5. Winter
Winter bedeutet das Altern, die Zeit des Rückzugs. Ihm wird das Element Wasser zugeordnet. Die Farbe Schwarz steht für diese Phase.
Zwischen den einzelnen Elementen besteht ein Wechselverhältnis, welches den Kern der Fünf-Elemente-Theorie ausmacht und als Sequenz beschrieben wird. Bei der Sequenz des Hervorbringens wird deutlich, dass die fünf Elemente aus einander entstehen: Holz erzeugt Feuer, Feuer erzeugt Erde, Erde erzeugt Metall, Metall erzeugt Wasser und Wasser erzeugt wiederum Holz. Neben den Sequenzen des Hervorbringens gibt es außerdem Sequenzen der gegenseitigen Kontrolle, der Verachtung und der gegenseitigen Überwindung.
Aus den Beziehungen der fünf Elemente zueinander können Rückschlüsse auf Krankheitsursachen gezogen werden. Diese ergeben sich aus dem dem Kräfteverhältnis der jeweiligen Elemente. Beispielsweise nährt Holz das Feuer. Das Organ Leber und die Emotion Wut wird der Wandlungsphase Holz zugeordnet. Eine lang anhaltende Wut kann die Aktivität der Leber steigern. Das Herz gehört zur Wandlungsphase Feuer. Es ergibt sich folgende Konsequenz: Wut nährt die Leber. Die Leber als Teil der Wandlungsphase Holz nährt das Herz als Teil der Wandlungsphase Feuer. Durch lang anhaltende Wut können damit Herzprobleme entstehen.
Allgemein entsteht Krankheit durch ein Kräfteungleichgewicht innerhalb der Sequenzen. Ausgangspunkt einer Behandlung ist damit die Feststellung, an welchem Punkt dieses entstanden ist, um dann das Kräfteverhältnis wieder herzustellen.
Die fünf Säulen der TCM
Wie aufgezeigt besteht die Traditionell Chinesische Medizin (TCM) zum einen auf der Lehre vom Yin und Yang, zum anderen auf der Theorie der fünf Wandlungsphasen. Beide Systeme wurden entwickelt, um die Einordnung aller abstrakten und konkreten Dinge zu ermöglichen. Die menschliche Gesundheit liegt vor, wenn sein Qi ungehindert durch den Körper fließen kann. Kommt es dabei zu Störungen, können Krankheiten entstehen. Gegensätze und Spannung - Yin und Yang - sollen Qi im Gleichgewicht halten.
Es bestehen unterschiedliche Therapiemethoden um Krankheiten vorzubeugen bzw. diese zu heilen.
In Betracht kommen die Akupunktur, die Arzneimitteltherapie, die chinesische Ernährungslehre, die Bewegungslehren Qi Gong und Taiji sowie die Tuina-Massage.
1. Die Akupunktur
Die Akupunktur zählt als Mittel, die körpereigenen Heilungskräfte zu aktivieren. Indem einzelne Punkte genadelt oder erwärmt (Moxibustion) werden, soll der Organismus dazu angeregt werden, sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Indem in bestimmte Stellen des Körpers mit Nadeln stimuliert werden, sollen Störungen behoben und der ungestörte Fluss des Qi wieder ermöglicht werden.
2. Die chinesische Arzneimitteltherapie
Zentraler Bestandteil der chinesischen Arzneimitteltherapie sind vor allem Heilpflanzen. Durch komplexe Rezepturen werden diese individuell auf Patienten abgestimmt. Meist handelt es sich hierbei um Tees oder einen Arzneimittelsud aus Pflanzenbestandteilen, verschrieben werden können jedoch auch Extrakte, Pulver oder Tabletten.
Eine besondere Rolle spielen hier die Geschmacksrichtungen des Arzneimittels, die Leitbahn, auf welche eingewirkt wird, und die Temperatur. Bei einer Erkältungskrankheit wirken so beispielsweise warme oder heiße Mittel lindernd, kalte jedoch nicht.
3. Die chinesische Ernährungslehre
Bereits die äußeren Umstände der Nahrungsaufnahme stellen einen wichtigen Aspekt der traditionell chinesischen Ernährungslehre dar. Neben dem Essen sollte keiner Nebenbeschäftigung nachgegangen werden. Außerdem sollte in Ruhe und im Sitzen, möglichst in Gesellschaft und an einem ansprechend gedeckten Tisch gegessen werden. Die Nahrung sollte gründlich gekaut werden. Das Frühstück sollte die üppigste, das Abendessen die spärlichste Mahlzeit darstellen. Gegessen werden sollte regelmäßig und zu festgelegten Zeiten.
Die chinesische Ernährungslehre geht davon aus, dass die Nahrung an den individuellen Typen, den Gesundheitszustand und die Jahreszeit angepasst werden muss. So sollen Krankheiten vermieden werden. Außerdem wird das Qi je nach Geschmack eines Lebensmittels beeinflusst.
Scharfe Lebensmittel heben das Qi stark und zerstreuen es. Stauungen werden gelöst. Stimuliert wird durch sie die Lunge.
Süße Lebensmittel heben das Qi leicht. Sie harmonisieren das Qi und bauen es auf. Sie regen Milz und Bauchspeicheldrüse an.
Sauere Lebensmittel wirken neutral auf das Qi. Sie bringen die Energie nach innen. Außerdem stimulieren sie die Leber.
Salzige Lebensmittel senken das Qi stark ab. Sie weichen auf und führen leicht ab. Sie regen die Leber an.
Bittere Lebensmittel senken das Qi leicht und stimulieren das Herz.
Alle Lebensmittel können einem der fünf Elemente zugeordnet werden:
So gehören alle Lebensmittel mit saurem Geschmack zum Holzelement. Deren essenzielle Wirkung besteht darin, die Körpersäfte zu bewahren und die Substanz zu festigen. Früchtetees und säuerliches Obst erfüllen diesen Zweck im Sommer oder beim Sport. Hingegen sollten diese Lebensmittel nicht bei Beginn einer Erkältungskrankheit konsumiert werden: Konsequenz des säuerlichen Geschmacks ist, dass die Kälte der Körperoberfläche ins Innere gezogen wird. Hier ist sie schwerer zu entfernen und kann zu ungünstigen Folgen führen.
Die Lebensmittel des Elements Feuer trocknen aus und leiten das Qi im Körper nach unten. Sie wirken daher vor allem verdauungsunterstützend. Dem zuzuordnen sind vor allem bittere Nahrungsmittel.
Lebensmittel des Erde-Elements stärken die Mitte und wirken nährend. Hierzu gehören vor allem süße, milde und sättigende Lebensmittel. Umfasst sind hiervon beinahe alle Getreide-, Gemüse- und Fleischarten, sowie Ei, Fette und Nüsse. Getreide, erdige Gemüse und Obst haben außerdem eine positiv befeuchtende Wirkung.
Zu dem Metall-Element gehören vor allem scharfe Lebensmittel. Schärfe erzeugt Wärme und hilft damit beim Zerstreuen von Kälte.
Lebensmittel des Wasser-Elements umfassen alles, was an Meer erinnert: Meeresalgen, Meeresfrüchte oder Fisch beispielsweise. Umfasst sind damit die salzigen Lebensmittel. Jedoch sollte auf das viele Salzen von Speisen verzichtet werden. Denn eine zu hohe Aufnahme von Salz wirkt verhärtend und austrocknend.
Eine nach der TCM ausgewogene Mahlzeit sollte möglichst aus allen fünf Elementen und allen fünf Geschmacksrichtungen bestehen. So können alle Organe in ihrer Funktion unterstützt werden. Die meisten Prinzipien sollen automatisch eingehalten werden, wenn sich vor allem auf saisonale und regionale Produkte konzentriert wird.
4. Die chinesische Bewegungslehre
Qi Gong und Taiji umfasst bestimmte Bewegungsabläufe und Atem- und Koordinationsübungen. Durch sie sollen das Qi gelenkt, der Körper gereinigt und Spannungen gelöst werden. Durch die Übungen sollen Leitbahnen und Reflexpunkte in einer exakt bestimmten Reihenfolge gedehnt werden. Zusätzlich soll die Lenkung der Atmung dazu führen, dass bestimmte Körperregionen im Bewusstsein verstärkt wahrgenommen werden. Dies soll zu einer Verbesserung der Organfunktion durch das Nervensystem beitragen.
5. Die Tuina-Massage
Bei der Tuina-Massage werden durch unterschiedliche Griff- und Massagetechniken Reize gesetzt. Ziel soll es sein, Energieblockaden zu lösen und Qi anzuregen.
Die Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) weist damit vor allem in Hinblick auf die Sichtweise der Ganzheitlichkeit einige Parallelen zum Ayurveda auf, unterscheidet sich von diesem aber auch grundlegend. Nicht nur die Behandlungsmethoden unterscheiden sich, auch das Konzept des Qi, die Theorie von Yin und Yang sowie die fünf Wandlungsphasen sind typische Hervorbringungen der TCM.
Wir wünschen Ihnen eine tolle Zeit!
Ihr Terra Elements Team