Im Sommer treibt es nicht nur die Sonne nach draußen: Auch uns hält es bei den warmen Temperaturen nicht in unseren vier Wänden. Sobald das letzte Wort geschrieben und der letzte Handgriff getan ist, heißt es raus an die Luft, raus ins Grüne! Diejenigen von Ihnen, die einen Balkon oder eine Terrasse zu Hause haben, müssen hierfür noch nicht mal einen weiten Weg zurücklegen. Doch bevor wir uns wieder genüsslich in unserem Außenbereich entspannen können, muss der Staub des langen Winters weggepustet und die Freiluftoase auf Vordermann gebracht werden. Was wir hierfür benötigen? Jede Menge aussortierte Schätze aus Küche und Bad sowie wunderschöne Superfood Pflanzen. Das Stichwort lautet „Upcycling“.
Altes neu erfinden: So geht Upcycling!
Der Begriff Upcycling setzt sich zusammen aus den englischen Worten up (nach oben) und recycling. Übersetzt bedeutet er soviel wie Wiederverwertung. Die Idee: Aus Gegenständen, die zunächst als unbrauchbar aussortiert wurden, werden neue, brauchbare Objekte kreiert. Mit dieser Praxis versuchen Menschen aktiv der Ressourcenschonung und der Verschwendung in unserer Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken. Ärmere Bevölkerungen in Entwicklungsländern gehen hierbei mit bestem Beispiel voran. Aufgrund fehlender Mittel sind sie seit Jahrtausenden gezwungen, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste zu machen. So werden aus ausrangierten Gummirädern schnell einmal Flip-Flops oder aus Plastikflaschen durch geschicktes Flechten Decken zum Warmhalten.
Da wir heute wissen, dass die Ressourcen auf der Erde Schritt für Schritt zu neige gehen, setzen sich immer mehr Menschen für einen bewussteren Umgang mit Produkten, Objekten und Materialien ein. Dank dieses gesellschaftlichen Wandels hat sich Upcycling in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Trend entwickelt. In diversen Industrien ist plötzlich mit Stolz von Produkten die Rede, die aus altem Plastik, aus alten Büchern oder ausrangierten Stoffen gefertigt wurden. Das Label Ecolaf arbeitet beispielsweise mit alten Fischernetzen. Ein weiteres Beispiel stellt die MarkeFremd Format aus Heidelberg dar: Das Unternehmen verwandelt Metalle aus der produzierenden Industrie in wunderschönen Schmuck. Was derartige Marken im großen Stil betreiben, können auch wir in unserem Eigenheim anstoßen. Gerade die Balkongestaltung bietet sich hierfür hervorragend an.
Upcycling Ideen für Ihren Außenbereich
Selbst wenn Sie kein großes Werkzeug zur Hand haben, eher ungeübt im Heimwerken oder zwei linke Hände haben: Upcycling ist eine Aktivität für jedermann! Ziel ist dabei nicht, makellose Accessoires zu kreieren, sondern charmante Unikate zu entwerfen. Begeben Sie sich am besten direkt in Ihren Schuppen, in Ihre Küche und Ihr Badezimmer und gehen Sie auf die Suche nach ausrangierten Schätzen. Findet sich dort vielleicht eine alte Schale, ein ausgedienter Topf oder gar ein, zwei Flaschen? Ab auf den Balkon damit! Dosen und Gläser Ihrer Konserven dürfen Sie auch gleich mit einpacken. Ebenso wie alte Schuhe und Taschen.
Darüber hinaus statten Sie sich am besten direkt zu Beginn des Experiments mit Blumenerde und jeglicher Ausrüstung fürs Anpflanzen von Blumen aus. Blumen selbst benötigen Sie natürlich auch. Welche Sorte Sie wählen sollten? Wir raten Ihnen ganz dringend zu Pflanzen, von den nicht nur wir, sondern auch die Insekten in unserer Natur profitieren. Manche Blumen, wie beispielsweise die Geranie, beeindruckt nämlich nur mit einer hübschen Optik. Bienen und Co. können mit dieser jedoch gar nichts anfangen. Für unseren Balkon statten wir uns deshalb mit jeder Menge Kräuter, Beeren und der ein oder anderen Wiesenblume aus. Zu den bienenfreundlichen Sorten zählen beispielsweise die Kornblume, Kapuzinerkresse und die Verbene.
Selbstgemachte Blumentöpfe
Eine sehr einfache und gleichzeitig sehr schöne Upcycling Idee sind Blumentöpfe. Sie lassen sich aus nahezu jedem Haushaltsgegenstand mit Loch in der Mitte herstellen.
Hängender Blumentopf
Hängende Blumentöpfe lassen sich beispielsweise ganz wunderbar aus alten Gugelhupf Formen fertigen. Ist deren Beschichtung aufgebrochen, so sollten Sie für den Verzehr nicht mehr genutzt werden. Da die Blumen sich herzlich wenig für die Beschaffenheit der Oberfläche interessieren, freuen sie sich riesig auf ihr neues zu Hause in der Blumenform. Um einen hängenden Gugelhupf-Topf herzustellen, werden zunächst kleine Löcher an den Seiten gebohrt, sodass später die Halterung befestigt werden kann. Anschließend wird der Topf in Spe mit der Farbe Ihrer Wahl besprüht. Nun fehlen nur noch die Erde sowie die Pflanze und schon darf das fröhliche Wachsen beginnen.
Eine Alternative für hängende Blumentöpfe stellen ausrangierte Kronleuchter dar. Sollten Sie hängende Gewächse anpflanzen wollen, so ist diese die passende Variante. Um den Kronleuchter zum Blumentopf umzufunktionieren, wird dieser zunächst geputzt und gegebenenfalls farblich aufgewertet. Anschließend werden die Kerzenständer mit Erde befüllt und die Samen beziehungsweise Ableger eingepflanzt. Mit hängenden Erdbeerpflanzen funktioniert diese Technik beispielsweise ganz hervorragend!
Blumentöpfe für Tisch und Fensterbrett
Damit Sie Ihre Blumentöpfe auf dem Fensterbrett, dem Tisch oder Hängegittern befestigen können, brauchen diese einen festen Boden unter den Füßen. Solche Objekte finden sich in Ihrem Eigenheim zur Genüge – daran haben wir keinerlei Zweifel! Starten Sie Ihre Suche am besten in Ihrem Schuhschrank: Finden sich dort Exemplare, die von der Zeit so sehr gezeichnet sind, dass sie Ihre Füße schon seit Längerem nicht mehr zu Gesicht bekommen haben? Her damit! Weiter geht es zu Ihrer Handtaschensammlung. Jedes Modell, dass Sie im letzten Jahr keines Blickes gewürdigt haben, hat das Zeug zum Upcycling Blumentopf.
Sobald Sie alle Objekte zusammen gesammelt haben, breiten Sie diese vor sich auf dem Balkon aus. Überlegen Sie, welche farblich und optisch ein gutes Team bilden und gruppieren sie diese Gegenstände an separaten Ecken. Die Vorbereitungen sind hiermit abgeschlossen – und das fröhliche Bepflanzen darf beginnen. Wir kombinieren gerne Objekte gleicher Art, um auf dem Balkon kleine Landschaften zu kreieren. So platzieren wir beispielsweise in der einen Ecke einen kunterbunten Schuhgarten und in der anderen eine blühende Taschenlandschaft. Letztere lassen sich übrigens auch hervorragend an Klettergittern oder Wandhaken befestigen.
Ihr eigener Kräutergarten
Wie es der Name bereits vermuten lässt, bietet sich die Nutzung von Blumentöpfen für Blumen an. Auch wenn sie sich in der Theorie natürlich genauso gut für Kräuter eignen: Thymian, Rosmarin und Co. ist ein eigenes Plätzchen in unserem Außenbereich reserviert. Praktischerweise finden sich auch für unseren hauseigenen Kräutergarten jede Menge Haushaltsgegenstände, die sich wunderbar wiederverwerten lassen.
Das Kräuterregal in der Europalette
Europaletten sind ein besonders beliebtes Objekt beim Upcycling. Geübte Künstler basteln sich aus diese sogar ganze Sofalandschaften für Innen und Außen. Zum Einsteigen in die Europaletten DIY Kunst beginnen wir jedoch mit kleinen Schritten und fertigen uns aus einer solchen ein Kräuterregal. Dank ihrer drei massiven Balken bietet die Palette hierfür beste Voraussetzungen. Die Platten selbst erhalten Sie mit ein bisschen Glück auf Nachfrage bei Ihrem Obst- und Gemüsehändler, im Großhandel oder auch über Second Hand Verkäufe in Ihrer Umgebung. Aus diesen müssen Sie lediglich Aussparungen heraussägen und schon haben Sie perfekt geformte Blumenkästen geschaffen. Bepflanzen Sie diese nun mit Kräutern Ihrer Wahl.
Neben der Europalette eignen sich beispielsweise auch Obstkisten aus Holz wunderbar für einen Balkon-Kräutergarten. Legen Sie die Boxen ganz einfach mit einer Folie aus. Schon können Sie die Erde darin verteilen und das Beet anpflanzen. Damit die Kräuter nicht zu beengt wachsen, sollten Sie bei dieser Variante jedoch unbedingt darauf achten, ihnen ausreichend Platz zum Atmen zu lassen. Schließlich werden sie sich im Laufe des Sommers bestmöglich in alle Richtungen ausbreiten. Falls Sie gerade zufällig einen Schrank mit Schubladen ausrangiert haben, können Sie auch diese ganz wunderbar in Ihrem Außenbereich wiederverwerten; beispielsweise in Form eines Kräutergartens. Dank ihrer großen Aussparung bieten Schubladen die besten Voraussetzungen für ein wohlduftendes Beet.
Für ein besonders hübsches Ergebnis empfehlen wir Ihnen, Ihren selbstgemachten Kräutergarten zu beschriften. So sehen Sie auf einen Blick, welches Kraut sich an welcher Stelle versteckt. Zur Beschriftung können Sie entweder ganz einfach einen dicken Stift verwenden. Oder Sie sehen in Ihrem Repertoire nach, ob sich vielleicht noch der ein oder andere Weinkorken finden lässt. Befestigt an einem Holzstäbchen stellen diese besonders hübsche Kräuterschilder dar.
Selbstgemachte Accessoires
Um Ihren Outdoor-Bereich in Ihre individuelle Wohlfühloase zu verwandeln, dürfen natürlich auch hübsche Accessoires nicht fehlen. Ganz heimlich still und leise machen diese Ihren Balkon oder Ihre Terrasse zu dem Ort, an den Sie in Ihren schönsten Träumen entfliehen.
Windspiele
Tee- oder Gießkannen verwenden wir normalerweise, um Wasser in Gefäße zu gießen. Doch wer sagt, dass sie nicht auch viele andere Flüsse zum Fließen bringen können? Indem wir Stoffbänder, Schnüre und Fäden an ihrem Ausguss befestigen, erwecken wir zumindest optisch den Eindruck, als ob die Kannen einen magischen Fluss auf unserem Balkon entspringen lassen. Sobald der Wind diese in Bewegung setzt, dürfen wir ein herrliches Schauspiel beobachten. Als Fließobjekt für unsere Deko-Kannen eignen sich beispielsweise alte Träger von Jutetaschen, nicht mehr zu gebrauchende Ketten oder auch alte Stoffe, die wir in feine Streifen schneiden. Ebenso wunderbar als Windspiel geeignet ist ausrangiertes Besteck, das an einer Holzplatte befestigt wird.
Lampen
Was wäre ein Außenbereich ohne ein schummeriges Licht? Die sanften Strahlen sind es, die uns den Abend versüßen, sobald sich die Sonne für den Tag zur Ruhe gelegt hat. Um diese vor dem Wind zu schützen und ihre Strahlen aufregend zu brechen, platzieren wir unsere Kerzen im Außenbereich in Windlichtern. Diese gestalten wir beispielsweise aus alten Gläsern, die wir mithilfe von Bändern, Servietten oder Malerei dekorieren. Auch Dosen stellen tolle Windlichter dar! Damit das Licht durchscheinen kann, müssen jedoch vorher kleine Löcher in das Metall gebohrt werden. Hierbei ist Ihre Kreativität gefragt: Gehen Sie am besten mit klarem Ziel vor Augen vor und zaubern Sie so ein tolles Muster in Ihre Konservendose.
Der dritte Gegenstand, den wird gerne für selbstgemachte Outdoor-Lampen verwenden, findet sich ebenso im Altglas: Flaschen! Dank des trüben Materials sorgen sie für ein besonders warmes, kuscheliges Licht. Um die Kerze unter der Flasche platzieren zu können, müssen wir zunächst den Boden entfernen. Hierfür benötigen wir eine Schnur, ein Feuerzeug und einen Topf mit Wasser. Mithilfe des Feuerzeugs erwärmen wir die Schnur und binden diese anschließend kurz über ihrem Boden um die Flasche. Während sich das Glas langsam erwärmt, tunken wir es in den Topf, sodass es schlagartig einem Temperaturumschwung ausgesetzt ist. Da sich dabei die Spannung auf das Glas erhöht, bringt die heiße Schnur das Glas dabei zum Brechen. Das Ergebnis: Die Unterseite ist an einer glatten Kante vom Rest der Flasche abgeteilt. Schon können Sie das Gefäß auf Ihrer Kerze platzieren und das schummrige Licht des Windlichts genießen.
Superfood Pflanzen für Ihren Balkon
Viele unserer Kräuter haben Ihren natürlichen Ursprung in fernen Ländern. Doch wussten Sie, dass einige von Ihnen auch prächtig in Ihrem Außenbereich gedeihen können? Mit viel Licht und Liebe können Sie sich beispielsweise Moringa, Brahmi und Jiaogulan in Ihre vier Wände holen.
Moringa für zu Hause
Der Merrettichbaum Moringa oleifera zeichnet sich schon in der Natur durch ein äußerst reges Wachstum aus. Insofern die Bedingungen stimmen, legt er ein solches auch in Ihrem Außenbereich an den Tag. Für den Anbau benötigen Sie Moringa Samen, ein Glas Wasser, einen Topf sowie Bio Blumenerde. Vor der Anzucht werden die Samen ein bis zwei Tage in Wasser eingelegt. Anschließend pflanzen Sie diese in die feuchte Erde; etwa einen Zentimeter tief. Den Topf platzieren Sie nun an einem hellen und warmen Ort. Bei Temperaturen um die 25 Grad fühlt sich der Moringa Baum wohl.
Nach etwa fünf bis 10 Tagen beginnt der Samen zu keimen und der Baum schließlich zu wachsen. Sobald er die 50 Zentimeter Grenze überschreitet, sollten Sie den Baum zurückschneiden. Auch die Seitenhiebe sollten regelmäßig gestutzt werden. Wie Sie dabei im Detail vorgehen, erfahren Sie hier. Ist die Anzucht geglückt, so gedeiht der Moringa Baum bald von selbst und Sie dürfen sich das ganze Jahr über frische Moringa Blätter vom Baum freuen. Und wenn nicht? Dann erfreuen Sie sich einfach an einer schönen Pflanze und nehmen das grüne Superfood wie gewohnt in Form von fein vermahlenem Moringa Pulver oder grob geschnittenem Moringa Tee zu sich.
Brahmi auf dem Balkon
Neben Moringa eignet sich auch Brahmi, das kleine Fettblatt, hervorragend für die Zucht in unserem Klima. Bereits bei Temperaturen um die 20 Grad Celsius fühlt er sich wohl – vorausgesetzt, er ist stets gut befeuchtet. Die Aussaat der Samen findet im Frühling statt. Da sie viel Licht zum Keimen benötigen, werden diese knapp unter die Oberfläche gepflanzt. Sind die Bedingungen für ein optimales Wachstum gegeben, so sprießen bereits nach etwa zwei Wochen erste Keimlinge und schließlich erste Blättchen. Diese Mühe ist Ihnen zu kompliziert? Dann schnappen Sie sich doch einfach eine Pflanze aus dem Fachgeschäft oder nehmen Sie die Blättchen in Pulverform zu sich. Warum diese in Ihrem Speiseplan gut aufgehoben sind, erfahren Sie hier.
Jiaogulan
Falls Ihr Außenbericht nicht direkt in der Sonne steht, verfügen Sie über gute Voraussetzungen zum Anpflanzen einer Jiaogulan Pflanze. Das Gewächs hat eine lange Tradition in der chinesischen Kräuterkunde, wo es als Kraut der Unsterblichkeit gilt. Aufgrund seiner Wirkung wird Jiaogulan auch „Ginseng des Südens“ genannt. Theoretisch ist auch die Anzucht von Jioagulan aus Samen möglich. Doch da dieser Prozess relativ kompliziert ist, empfehlen Experten zum Kauf einer Jungpflanze. Deren Pflege wiederum ist denkbar einfach. Mit niedrigen Temperaturen kommt die Pflanze gut klar. Trockenheit hingegen hat sie gar nicht gern.
Haben auch Sie bereits das ein oder andere Upcycling Experiment gewagt oder sich am Anbau von Superfood Pflanzen probiert? Zeigen Sie uns gerne Ihre Ergebnisse – wir freuen uns sehr über Ihre Inspirationen!
Ihr Terra Elements Team
Bildnachweis: © Scheer Sieglinde / adocbe.com