
Manchmal ist unser Körper ein sehr störrisches Wesen: Auch wenn wir uns noch so viel Mühe beim Arbeiten in der Mittagszeit geben, schreit er ganz laut nach Ruhe. Für unsere Mitternachtssnacks bestraft er uns regelmäßig mit lautem Grummeln. Wie wir diese Signale verstehen können? Die traditionelle chinesische Medizin erklärt diese mit der Organuhr.
Im Rahmen unserer Einführung in die TCM haben wir Ihnen die Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin bereits ausführlich vorgestellt. Da diese auch sehr wichtig für das Verständnis der Organuhr sind, führen wir uns diese zu Beginn noch einmal in Erinnerung.
Laut der TCM hängt unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit davon ab, inwieweit wir unser Leben im Einklang mit uns selbst, unserer Umwelt und der Natur gestalten. Leben wir in Harmonie, so kann unsere Lebensenergie, das Qi, fließen. Diese durchströmt unseren Körper auf Laufbahnen, die in der TCM als Meridiane bezeichnet werden. Wie wir von Faszien Spezialistin Violeta Labella lernten, können wir uns diese Laufbahnen als Autobahnen durch unseren gesamten Körper vorstellen. Die traditionelle chinesische Medizin kennt zwölf Hauptmeridiane.
Wie stark und wann das Qi durch die einzelnen Laufbahnen fließt, regelt der natürliche Lauf der Natur. Wie die Lehre vom Yin und Yang und die Theorie der fünf Wandlungsphasen verdeutlichen, spielen natürliche Zyklen wie Jahreszeiten und Mondphasen in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eine wichtige Rolle. Auch die Organuhr basiert auf einem Rhythmus – den Tageszeiten. Die traditionelle chinesische Medizin geht davon aus, dass sich an diesen der natürliche Biorhythmus des Menschen terminieren lässt. Sie sagt dem Zyklus der Tage einen wichtigen Zusammenhang mit der Funktion der Organe nach.
Die Organe in der TCM
In Punkto Organe ist wichtig zu wissen: Leber, Herz und Co. haben in der TCM eine vielschichtige Bedeutung. Sie bedingen nicht nur die Funktionsfähigkeit unseres Organismus, sondern auch unsere Stimmung, unser gesamtes Wohlbefinden. Deshalb plädiert die traditionelle chinesische Medizin für ein Leben im Einklang mit der Arbeitsweise der Organe. Praktischerweise ist das gar nicht so schwer! Die TCM geht nämlich davon aus, dass das Qi im Laufe eines Tages für je zwei Stunden besonders stark durch einen Meridian fließt. Das mit diesem verbundene Organ hat in diesem Zeitraum eine aktive Phase, in der er seiner Aufgabe im Körper nachkommt. Dem Lauf eines Zyklus entsprechend folgt 12-Stunden später eine passive Phase, die das Organ zur Regeneration nutzt.
Wenn wir genau auf unseren Körper hören, können wir die ein oder andere aktive und passive Periode vielleicht sogar selbst erkennen. Schon einfache Rituale wie der morgendliche Gang zur Toilette oder die eintretende Müdigkeit mit Fortschritt des Abends sind nämlich kein Zufall, sondern klare Signale unseres Körpers, auf die wir unbedingt hören sollten. Ein Leben im Einklang mit unserem natürlichen Biorhythmus hilft uns laut der TCM, um unseren Körper besser zu verstehen und bestmöglich von seinen Funktionen zu profitieren. Wann welches Organ besonders stark beziehungsweise schwach ist, zeigt uns die Organuhr.
Die chinesische Organuhr
Für die meisten von uns beginnt der Tag am frühen Morgen zwischen 5 und 7 Uhr. Dieser Zeitraum ist die aktive Phase des Dickdarms. Im Organismus übernimmt dieser die Aufgabe des Transports und der Ausscheidung von Nahrungsresten sowie der Regelung des Elektrolythaushalts. Der morgentliche Drang zur Toilette ist demnach vom Körper ein klares Zeichen: Der Dickdarm ist bereit zur Entlehrung.
Im Körper wurde nun Platz für Neues geschaffen und so folgt nun die aktive Phase des Magens. Zwischen 7 und 9 Uhr läuft die Verdauung auf Hochtouren, sodass sich dieser Zeitraum optimal für ein ausgiebiges Frühstück eignet. Die traditionelle chinesische Medizin rät hierbei zur Zunahme warmer Speisen, da diese dem Magen am frühen Morgen besonders guttun. Zu Befehl, lieber Magen! Zu einem leckeren Superfood-Porridge lassen wir uns sehr gerne überreden.
Vom Frühstück gestärkt, meldet sich anschließend unser Denkvermögen zum Dienst. Die Periode von 9 bis 11 Uhr ist die Zeit von Milz und Pankreas. In diesen zwei Stunden ist die Bauchspeicheldrüse besonders aktiv und setzt Enzyme und Fermente am laufenden Band frei. Oftmals fühlen wir uns in dieser Phase geistig besonders produktiv. Da sich die Denk-Meridiane in ihren aktiven Phasen am besten stimulieren lassen, eignet sich der Vormittag optimal für einen grünen Smoothie mit Gotu Kola oder Brahmi, den Gedächtnispflanzen.
Nachdem Darm, Magen und Geist so aktiv waren, braucht der Körper eine kleine Pause. Zwischen 11 und 13 Uhr ist die aktive Phase des Herzens, in der wir uns Zeit für eine kleine Pause nehmen sollten. Wie praktisch, dass sich die Mittagspause in diesen Tagesabschnitt legen lässt! In dieser Phase sollten wir uns von zu viel Stress und körperlicher Betätigung fernhalten und unserem Körper ein paar Momente der Entspannung in netter Atmosphäre gönnen. Mit rohen Kakaonibs zum Nachtisch kommen unsere Glückshormone sogar noch mehr in Schwung.
Sie ahnen bereits, was jetzt kommt: das berühmtberüchtigte Mittagstief. Zu verdanken haben wir dieses Ausruh-Bedürfnis unserem Dünndarm, der von 13 bis 15 Uhr seine aktive Phase hat. Um bestmöglich arbeiten zu können, braucht er eine optimale Blutversorgung, wodurch der Blutdruck sinkt und unser Organismus ein wenig abfällt.
Ist die Mittagsruhe überstanden, geht es in der Aktivphase der Blase für unsere Leistungskurve wieder steil bergauf. Zwischen 15 und 17 Uhr steigt der Blutdruck an und der Kreislauf kommt wieder voll in Gang kommt. So können wir uns voller Elan in kreative Arbeiten und körperliche Betätigungen stürzen. Darüber hinaus wird in dieser Phase besonders viel Urin ausgeschieden. Um sicherzustellen, dass damit viele Giftstoffe ausgeschieden werden, sollten wir am Nachmittag besonders viel gutes Wasser trinken.
Wenn sich der Arbeitstag so langsam dem Ende zuneigt, melden sich die Nieren zum Dienst. Zwischen 17 und 19 Uhr legen sie sich ins Zeug, um den Körper bestmöglich zu entgiften. Die ein oder anderen Tasse eines wärmenden Kräutertees wie einem Moringa Tee tun uns in dieser Zeit besonders gut. Da die Schwächephase des Magens immer näher rückt, sollten wir außerdem noch vor 19 Uhr ein leichtes Abendessen zu uns nehmen.
Das Perikard, der Herzbeutel, ist eine bindegewebsartige Schutzhülle, die das Herz ummantelt. Seine Zeit ist zwischen 19 und 21 Uhr gekommen. Für uns heißt das: Die Ruhephase ist eingeläutet. Unser Körper hätte es nun am Liebsten, wenn wir uns Zeit für ein gemütliches Beisammensein mit Freunden und Familie nehmen und den Tag ganz entspannt ausklingen lassen.
Ab 21 Uhr befinden sich viele unserer Organe in der Entspauungsphase und überlassen dem Dreifachen Erwärmer die Arbeit. Der Meridian gilt in der TCM als Ursprung des Qi, der alle anderen Meridiane im Körper schützt und koordiniert. Er sorgt für eine gesunde Balance und die Funktionsfähigkeit aller Energielaufbahnen im Körper. Wenn er zwischen 21 und 23 Uhr aktiv ist, ist für uns die optimale Zeit zum Runterkommen und Schlafengehen.
Auch wenn Sie eine Nachteule sind: Von Mitternachtssnacks und einem Gute Nacht Gläschen eines guten Tropfens sollten Sie zwischen 23 und 1 Uhr absehen. Denn in der Zeit der Gallenphase ist der Körper in einer tiefen Entspannungsphase. Die Vitalfunktionen laufen auf Sparflamme, der Stoffwechsel ist träge, die Haut intensiv mit der Regeneration beschäftigt.
Spätestens zwischen 1 und 3 Uhr nachts sollten wir unserem Körper dann wirklich die nötige Ruhe gönnen. Der Organismus nimmt sich freundlicherweise zurück, sodass sich die Leber, unser größtes Stoffwechselorgan, aller Energie bedienen kann, um unseren Körper optimal zu entgiften. Körperzellen werden auf-, unbrauchbare Stoffe abgebaut und der Stoffwechsel regeneriert.
Schon sind wir fast am Ende des Zyklus angelangt. Bevor wir in einen neuen Tag starten, wird die Lunge noch einmal richtig aktiv. Von 3 bis 5 Uhr laufen die wichtigen Reinigungsprozesse der Lunge ab und der Stoffwechsel wird aktiviert. Tief durch- und frische Luft einatmen ist besonders in den frühen Morgenstunden sehr wirksam. Sie sind ein Frühaufsteher? Dann raus an die frische Luft! Falls Sie sich eher nicht in diese Kategorie einordnen, hilft auch schon ein kräftiges Durchlüften.
Was wir von der Organuhr lernen können? Wir sollten unbedingt auf unseren Körper hören! Treten Beschwerden immer wieder zur gleichen Tageszeit auf, sind diese zu einer großen Wahrscheinlichkeit auf das in diesem Moment aktive Organ zurückzuführen. Ersticken Sie Symptome deshalb nicht sofort, sondern nutzen Sie diese aktiv als Hinweis für die Suche nach der Ursache.
Wir wünschen Ihnen eine tolle Zeit!
Ihr Terra Elements