„Ich bin dann mal beim Yoga“, ist ein Satz, der bei uns im Terra Elements Büro häufig fällt. Die eine Stunde, in der wir uns ganz bewusst Zeit für uns, unseren Körper und unsere Sinnen nehmen, hat in unserem Alltag einen festen Platz. Einfach mal zum Yoga zu gehen, ist jedoch leichter gesagt als getan. Beim Blick in den Stundenplan des Studios unseres Vertrauens entdecken wir nämlich keinesfalls nur „Yoga“ sondern Zusätze wie Hata, Yin und Ashtanga. Diese Zusätze beschreiben verschiedene Stile, in denen Yoga praktiziert wird. Ob die Gedanken sammeln, die Muskeln reizen oder die Konzentration trainieren: Jeder Stil hat einen eigenen Fokus, ein anderes Ziel. Welcher der richtige für Sie ist? Expertin Marina Schulik hilft uns bei der Entscheidungsfindung!
Was ist Yoga?
Bevor wir uns mit den diversen Yogastilen beschäftigen, wollen wir uns ansehen, worum es sich bei Yoga überhaupt handelt. Dieses Vorwissen ist entscheidend, um später zu verstehen, warum es so viele verschiedene Arten von Yoga gibt und wovon deren Zielsetzungen resultieren. Yoga gilt als eine der sechs Schulen der indischen Philosophie. Die Wurzeln werden im Hinduismus sowie im Buddhismus verortet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hat es die Praxis in den Westen geschafft und sich vor allem in Nordamerika und Europa etabliert. 2016 wurde Yoga sogar als immaterielles Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt. Der Begriff Yoga selbst stammt aus dem Sanskrit und hat vielschichtige Bedeutungen. Yoga kann als Vereinigung oder Integration, Bewusstseinserweiterung und Konzentrationssammlung, Anspannung und Entspannung verstanden werden.
Auch wenn es in Lifestyle Kreisen häufig so dargestellt wird, umfasst Yoga viel mehr als die körperliche Betätigung. In der Praxis sind sowohl körperliche wie geistige Übungen inbegriffen. Worauf es im Detail beim Yoga ankommt, ist in den sieben Stufen des Yoga zusammengefasst.
Stufe eins und zwei sind Yama und Niyama, die Verhaltensregeln beim Yoga.
Auf Stufe drei befinden sich die Asanas. Als solche werden die Übungen und Posen bezeichnet, die im Rahmen einer Yoga Praxis ausgeführt werden. Auch wenn jede von ihnen einen anderen Bereich des Körpers beansprucht, zielen sie allesamt auf Stabilität und Wohlbefinden in Körper und Geist ab. Anders als bei vielen anderen körperlichen Betätigungen, kommt es bei den Asanas nicht nur aufs Durchhalten an. Viel wichtiger ist die bewusste und korrekte Durchführung der Übungen sowie die richtige Atmung während der Praxis.
Die vierte und fünfte Stufe beim Yoga beinhaltet mit Pranayama und Pratyahara die geistige Komponente. Hier geht es um die Aktivierung unseres Geistes und die Fokussierung unserer Sinne.
Die letzten drei Stufen Dharana, Dhyana und Samadhi zielen auf Konzentration, Meditation und Bewusstsein ab. Sie werden unter dem Begriff Samyana zusammengefasst.
Wenn wir uns die sieben Stufen des klassischen Yoga so ansehen, wird schnell klar, dass Yoga viel mehr ist als der „Entspannungssport“, zu dem die faszinierende Praxis häufig degradiert wird. Vielmehr geht es dabei um das Erleben einer spirituellen Qualität, um Konzentration und Bewusstsein, um Philosophie und Praxis. Marina Schulik praktiziert Yoga bereits seit vielen Jahren. Sie erlebt die tiefgehende Wirkung des Yoga regelmäßig. Ihre Erfahrungen mit der Praxis gibt sie im Rahmen privater Yoga Klassen sowie auf ihrem Blog Namastree weiter. Was der erfahrenen Yogalehrerin dabei besonders wichtig ist? Dass jeder Teilnehmer den Stil findet, der zu ihm passt. Im Interview verrät uns die Expertin, wie Ihnen diese Entscheidungsfindung gelingt.
Liebe Marina, wie bist du zum Yoga gekommen?
Marina Schulik: „Ich war damals in Kapstadt und ziemlich überzeugt davon, dass Yoga für mich zu ‚langsam‘ ist. Ich bevorzugte Aktivitäten zum Auspowern und brauchte Action. Eine Freundin nahm mich damals trotzdem mit in eine Yoga-Stunde; sie hat nicht locker gelassen. ‚Du wirst dich so gut danach fühlen‘, hatte sie mir versprochen. Gesagt getan. Und wer hätte es gedacht: Ich kam tatsächlich aus der Stunde heraus und fühlte mich wie neu geboren. Seit diesem Erlebnis gehe ich fast täglich zum Yoga. Ich würde sagen, ich bin ‚infiziert‘ ;). Ich hatte meine neue Bestimmung gefunden.“
Was bedeutet Yoga für dich?
Marina Schulik: „Yoga ist für mich eine Lebenseinstellung. Seitdem ich angefangen habe Yoga Asanas zu praktizieren, hat sich mein Leben komplett umgestellt. Ich habe angefangen, mir und meinen Liebsten spirituelle Fragen zu stellen und auch meine Ernährung zu hinterfragen. Zu Yoga gehört für mich nämlich so viel mehr, als nur die Stunde selbst. Einher gehen auch Meditation, Atmung, Ernährung und natürlich das Mindset.“
Yoga wird in verschiedenen Stilen praktiziert. Worin unterscheiden sich diese?
Marina Schulik: „Das stimmt, mittlerweile gibt es unzählige Arten von Yoga. Man sagt Ashtanga und Hatha waren die ersten Stile. Auf diesen bauen die meisten anderen Stile auf.
Ashtanga ist eine Asanareihe, die aufeinander aufbaut und auch immer genau in dieser einen, festgelegten Reihenfolge praktiziert wird.
Hatha ist der Ausgleich zwischen anspannen und entspannen – anstrengend aber sehr ruhig zugleich.
Zu den klassischen kommen moderne Stile, wie…
Vinyasa: Diese Art ist wie ein Tanz und sehr kreativ. Eine Bewegung wird dabei parallel zu einem Atemzug ausgeführt.
Kundalini: Das Ziel ist es dabei, die Kundalini, die in uns schlummert, zu wecken; durch Atmung und Bewegungen, die aufeinander abgestimmt sind. Kundala ist ein Begriff aus dem Sanskrit, der für gewunden oder gerollt steht. Die Kundalini ist die Kraft, genauer gesagt die Schlangenkraft, die in uns schlummert. Sie wird als zusammengerollte Schlange am unteren Ende der Wirbelsäule dargestellt.
Iyengar: Hierbei liegt der Fokus auf der Körperausrichtung. Es wird mit jeder Menge Hilfsmitteln wie Gurten, Blöcken und Co. gearbeitet. Die jeweiligen Asanas werden sehr lange gehalten.
Jivamukti: Dieser Stil kommt aus New York und baut auf Ashtanga auf. Ergänzend zu den Asanas wird hierbei gesungen und meditiert.
Acro Yoga: Es werden akrobatische Asanas im Team durchgeführt.
Ariel Yoga: Beim Ariel Yoga werden die Asanas in einem von der Decke hängenden Tuch praktiziert.
Yoga Nidra: Beim sogenannten Schlafyoga liegen die Teilnehmer im Savasana und begeben sich in die Tiefen des Unterbewusstseins.
Yin Yoga: Bei dem anstrengenden, aber auch sehr entspannenden Stil werden Asanas für fünf bis zehn Minuten gehalten.
Bikram Yoga: Eine festgelegte Abfolge von 26 Asanas wird in einem 35-40 Grad heißen Raum durchgeführt.“
Wie können wir bei so vielen Stil den einen finden, der für uns der richtige ist?
Marina Schulik: „Ich denke das muss jeder für sich selbst herausfinden, da jeder Mensch anders ist und wir alle unterschiedliche Dosha Konstitutionen haben. Aber ich gebe euch gerne meine persönliche Erfahrung mit.“
Sehr gerne! Welchen Yogastil praktizierst du beispielsweise, wenn du dich auspowern möchtest?
Marina Schulik: „Zum Auspowern würde ich Vinyasa oder Ashtanga Yoga ausprobieren. Diese Stile sind außerdem eine gute Möglichkeit, um eher ruhigere Kapha Typen von der Couch zu bekommen.“
Wie sieht es beim Bedürfnis nach Ruhe aus?
Marina Schulik: „Wenn ich zur Ruhe kommen möchte, praktiziere ich definitiv Yin Yoga oder Yoga Nidra. Dabei kann der Kopf wunderbar abschalten. Falls es doch eine Praxis mit ein wenig mehr Bewegung sein darf, bei der gleichzeitig die Entspannung nicht zu kurz kommt, wäre Hatha meine erste Wahl.“
Zu welchem Stil rätst du Anfängern?
Marina Schulik: „Ich bin der Meinung, dass es Anfänger gerne ruhig angehen dürfen. Super geeignet sind zum Beispiel Yin oder Hatha Yoga. Da die Asanas länger gehalten werden, können die Übungen besser eingeprägt werden. Außerdem kann die Körperhaltung besser ausgerichtet werden.
Darüber hinaus würde ich Anfängern – und auch Fortgeschrittenen – zu Yoga Workshops raten, bei denen gezielt einzelne Asanas im Detail geübt werden. Bei mir steht beispielsweise bald ein Sonnengruß Workshop an, bei dem wir den Sonnengruß in Praxis und Technik so verfeinern, dass er den Teilnehmern anschließend im Schlaf gelingt.“
Was ist der richtige Stil für erfahrene Yoginis?
Marina Schulik: „Yoga-Experten haben sicher schon ihren liebsten Yogastil herausgefunden. Denn Yoga wirklich Geschmackssache und auch eine Frage des Doshatyps.“
Wie finde ich den richtigen Yoga Stil?
Marina Schulik: „Ganz einfach: Ausprobieren... da muss jeder für sich reinfühlen. Oder Sie kommen zu mir und wir finden über die Bestimmung Ihrer individuellen Dosha Konstitution sowie einem intensiven Gespräch über Ihre Vorlieben und Erfahrungen zusammen heraus, welcher Stil zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt“.
Welchen Yoga Stil praktizierst du am liebsten?
Marina Schulik: „Ich persönlich liebe Yoga Nidra oder Yinyoga. Diese Stile helfen mir, aus meinem Kopf heraus zu kommen und zu entspannen. Da ich ein Vata Mensch bin, sind mir diese Qualitäten besonders wichtig.“
Vielen Dank, liebe Marina, für die tollen Tipps rund um den Weg zu Yoga und seinen Stilen.
Unsere Expertin
Nachdem sie eine Freundin 2010 auf Yoga Aufmerksam gemacht hat, hat die Praxis für Marina Schulik einen festen Platz im Alltag. Motiviert durch ihre ersten positiven Erfahrungen bildete sich die Wahlmünchnerin 2016 in Indien zur Yoga Lehrerin weiter und unterrichtet seitdem Teilnehmer/innen auf der ganzen Welt in Hata, Vinyassa und Ashtanga Yoga. Für Marina bedeutet Yoga so viel mehr als das Erlebnis auf der Matte. Ergänzend zu der Yoga Lehre ist sie deshalb als Life Coach tätig, um Interessenten auf dem Weg hin zu einem bewussten Lifestyle an die Hand zu nehmen. Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen auf dieser spannenden Reise teilt sie mit uns auf ihrem BlogNamastree. Mit in ihren Alltag nimmt uns unsere Expertin auf ihrem persönlichen Instagram Account. Sie haben Interesse an einer Yoga Stunde mit Marina? Schreiben Sie ihr doch einfach eine Nachricht. Wo immer sie sich gerade auf der Welt befindet: Für eine spontane Yoga Praxis hat Marina, wenn möglich, immer ein Stündchen frei.
Nach unserem kleinen Ausflug in die Welt des Yoga haben Sie Lust auf mehr? Schauen Sie am besten direkt in unserem Blog vorbei, wo wir die Praxis aus vielen Perspektiven beleuchten. Mit Sandra von Zabiensky haben wir uns beispielsweise über das faszinierende Anusara Yoga unterhalten. In diesem Beitrag erfahren Sie außerdem, wie wir unseren Körper mit Yoga beim Detox unterstützen können. Wie Yoga zu unserer Vitalität beiträgt, erfahren Sie in unserem Interview mit Violeta Labella.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Kennenlernen!
Ihr Terra Elements Team