
Der indische Arzt Charaka, Autor des Charakara Samhita, dem Kernstück der ayurvedischen Literatur, beschrieb Haritaki einst als „so nahrhaft und nützlich wie Muttermilch“. Da Muttermilch uns in den ersten Wochen unseres Lebens mit allem versorgt, was wir zum Leben brauchen, muss in der Frucht jede Menge Power stecken. Ob dem wirklich so ist? Sehen wir uns die Haritaki genauer an.
Auf den Spuren der Haritaki
Haritaki ist die Frucht bis zu 25 Meter hoch wachsender, immergrüner Bäume, die der botanischen Familie der Flügelsamengewächse zugehörig sind. Hiervon resultiert ihr botanischer Name Terminalia chebula. Ihr Rufname Haritaki entstammt dem Sanskrit und bedeutet „der, der aus dem Gottes Haus stammt“. Die Bäume – und damit natürlich auch die Früchte – sind in trockenen Laubwäldern in vor allem Südasien zu finden. Indien, Nepal, Sri Lanka, China und Bangladesch gelten als typische Heimatländer für die Pflanze. Da diese ein durchaus ansehnliches Exemplar ist, könnte Ihnen die Pflanze auch in anderen Teilen der Welt als Zierpflanze begegnen. Zu erkennen ist das Gewächs an seinen ledrigen, an der Unterseite behaarten Blättern. Hübsch anzusehen sind auch seine weißen Blüten, die die zierlichen Äste im Sommer zieren. Sobald diese ihren Glanz verlieren, folgt der Höhepunkt im Leben des Haritaki Baumes: die Reife der Früchte.
Oval in der Form und gelb-bräunlich in der Farbe erinnert Haritaki optisch an die in mediterranen Ländern heimischen Oliven. Anders als die Antipasti Delikatesse finden wir die Früchte kaum im Speiseplan. Verwendung findet Haritaki seit Jahrtausenden in Naturkunden auf der ganzen Welt. Sie gilt dort sogar als „Königin der Heilpflanzen“. Bereits im 11. Jahrhundert war in der traditionellen chinesischen Kräuterkunde die Rede von Haritaki. Und auch in ayurvedischen Schriften ist von der Frucht häufig zu lesen. Wie wir uns diese Begeisterung erklären können? Ebenso wie Amalaki zählt Haritaki zu den Myrobalanen. Korrekt würden wir sie als Chebulische Myrobalane bezeichnen. Früchte dieser Art gelten in Naturkunden als Alleskönner.
Die geheimnisvollen Myrobalanen
Myrobalanen, im Fachjargon Terminalia genannt, sind im Botanischen den Flügelsamengewächsen zugeordnet. Typischerweise handelt es sich dabei um Sträucher mit natürlichem Ursprung in tropischen Gebieten. Weltweit sind von den Gewächsen knapp 200 Arten zu finden. Sie zeichnen sich durch hoch stehende Blätter, in Ähren wachsende Blüten und steinfruchtähnliche Früchte aus. In Naturkunden kommen Myrobalanen schon seit der Antike zum Einsatz. Besonders auf die Art Chebula, die Haritaki, schwören Experten von Beginn an. So kam es, dass Haritaki bis heute im Ayurveda eine zentrale Rolle einnimmt.
Haritaki im Ayurveda
In der indischen Naturkunde wird Haritaki anhand diverser Eigenschaften beschrieben. Ihre Wirkung wird als erhitzend definiert. Was das bedeutet? Naturprodukte mit dieser Eigenschaft sollen unseren Körperfunktionen Feuer unter dem Hintern machen und uns zu neuer Motivation verhelfen. In Punkto Geschmack soll Haritaki fünf der sechs Richtungen, die als Rasa bezeichnet werden, aufweisen: bitter, herb, sauer, scharf, süß. Im Ayurveda definieren diese nicht nur das Gefühl beim Zusammentreffen mit unseren Nerven – sie geben uns Auskunft über wichtige Eigenschaften eines Naturprodukts.
Bittere Lebensmittel (tikta) sollen unser körpereigenes Ausleitungssystem in Schwung bringen. Sie gelten als Pendant zum süßen Geschmack und helfen, diesen zu neutralisieren. Zu bitteren Lebensmitteln zählt beispielsweise Kurkuma.
Der herbe Geschmack (kasaya), auch als zusammenziehend beschrieben, gilt als aufbauend und beruhigend. In diese Kategorie dürfen wir zum Beispiel Erbsen einordnen.
Sauer (amla) ist der Geschmack des Aufbaus und der Stärke. Lebensmittel mit dieser Eigenschaft kommen uns vor allem in Schwächephasen zugute. Hierzu zählt unter anderem Hagebutten und – wer hätte es gedacht – Zitrusfrüchte.
Ähnlich wie bittere regen auch scharfe (katu) Lebensmittel unsere Körperfunktionen im Unterbauchbereich an. Auch zum Detox sind diese gut zu gebrauchen. Das Paradeexemplar für den scharfen Geschmack ist Ingwer.
Lebensmittel mit süßem (madhura) Geschmack sollen unseren Körper laut Ayurveda intensiv nähren und stärken. Sie werden häufig im Zusammenhang mit wohligen Gefühlen erwähnt. Als süß werden mitunter Cashewkerne und getrocknete Feigen definiert.
Abgeleitet von diesen Eigenschaften werden Haritaki im Ayurveda diverse Wirkungen nachgesagt. Sie gilt als effektives Rasayana, einem Verjüngungs- und Kräftigungsmittel, sowie als Medhya-Frucht. Solchen wird nachgesagt, unsere geistige Funktionen zu koordinieren. Diese umfassen Dhi, die Aneignung von Wissen, Dhiriti, die Speicherung von Wissen, und Smriti, das Wiederaufrufen von Wissen. Darüber hinaus soll Haritaki in der Lage sein, unsere Ojas zu vermehren und alle Doshas auszugleichen. Wir erinnern uns: Doshas sind die Konstitutionstypen im Ayurveda, die unser gesamtes Handeln, Denken und Sein bestimmen. Nur wenn unsere Doshas in Balance sind, ist unser Körper in seinem natürlichen Gleichgewicht – so die Annahme. Welches Dosha bei Ihnen dominiert, können Sie in unserem Test in diesem Beitrag testen.
So wird Haritaki verwendet
Nachdem wir Haritaki nun im Detail kennengelernt und uns ihre Wirkungen vor Augen geführt haben, können wir festhalten: Sie scheint durchaus eine besondere unter den Früchten unserer Erde zu sein. Damit Sie die Myrobalane in Ihren Alltag integrieren können, sehen wir uns nun an, wie die Frucht traditionell zum Einsatz kommt.
Haritaki als Teil von Triphala
Haritaki ist neben Amalalki, der indischen Stachelbeere, einer der Bestandteile der ayurvedischen Kräutermischung Triphala. Können Sie sich noch an diese erinnern? Da sie im Ayurveda eine zentrale Bedeutung annimmt, wollen wir uns diese nochmal ins Gedächtnis rufen. Triphala ist eine Drei-Frucht-Mischung, bestehend aus den drei Myrobalanen Früchten Haritaki, Amalaki und Bibhitaki. In der indischen Naturkunde gilt sie als Alleskönner; als wirkungsvollstes Rasayana. Sie wird zu den verschiedensten Zwecken eingesetzt. Auch wenn die Früchte in Kombination eine besondere Wirkung entfalten sollen, gelten die Myrobalanen auch bei individueller Einnahme als außerordentlich wohltuend für unseren Organismus. Deshalb erfreut sich auch die Einnahme von Haritaki Pulver großer Beliebtheit.
Haritaki Pulver im Alltag
Traditionell wird Haritaki Pulver als Tee verwendet. Hierfür wird das Pulver mit heißem Wasser übergossen. Zu Beginn wird eine geringe Dosis von etwa einem halben Teelöffel empfohlen. Sobald Sie sich sicher sind, dass Ihr Körper gut mit dem Pulver klar kommt, können Sie gerne einen ganzen Teelöffel verwenden. Die Ziehzeit des Tees beträgt etwa zehn Minuten. Der Geschmack des Getränks ist schwer zu beschreiben. Eines können wir Ihnen jedoch versichern: Bitter und süß, herb und sauer in Kombination mit scharf ist ein Erlebnis für den Gaumen! Ob Sie dieses als positive Erfahrung empfinden, testen Sie am besten selbst. Sollten Sie sich eher weniger mit dem Geschmack anfreunden können, so können Sie diesen wunderbar mit natürlicher Süße aufwerten.
Rezeptideen mit Haritaki
Wie Sie sich bestimmt vorstellen können, ist der Tee nicht alles, was wir mit Haritaki Pulver zubereiten können. Der Klassiker aus dem ayurvedischen Kräutergarten ist auch in vielen anderen Getränken gut aufgehoben.
Zum Aufstehen: der Haritaki Wachmacher Drink
Wie bereits angedeutet, soll Haritaki unsere Körperfunktionen in Schwung bringen. Wann könnten wir diese Wirkung besser gebrauchen, als zum Start in den Tag? Für einen glorreichen Auftakt genießen wir deshalb gleich nach dem Aufstehen einen leckeren Haritaki Wachmacher Drink.
Die Zutaten:
• 100 ml Heidelbeeren
• 2 Datteln
• 1 TL Haritaki Pulver
• 250 ml Mandelmilch
Die Zubereitung:
Um unserem Mixer die Arbeit zu erleichtern legen wir die Datteln über Nacht in Wasser ein. Am nächsten Morgen geben wir die eingeweichten Datteln, die Heidelbeeren und die Mandelmilch in einen Topf. Bei niedriger Temperatur dürfen die Zutaten sich nun erwärmen, bevor wir sie mithilfe unseres Mixstabs in einen fruchtigen Mix verwandeln. Nun nehmen wir den Topf vom Herd und rühren Haritaki Pulver unter. Den Löffel schwingen wir für etwa zwei Minuten, bevor wir den wärmenden Wachmacher in Ruhe und Entspannung genießen.
Kleiner Tipp: Wo der Durst ist, ist bekanntlich auch der Hunger nicht weit. Für einen schönen Start in den Tag können wir Ihnen deshalb unsere leckeren Frühstücksrezepte ans Herz legen. Vor allem unsere Chia Puddings sind sehr empfehlenswert!
Gegen das Nachmittagstief: der Haritaki Smoothie
Das Mittagessen war lecker und sättigend. Sobald unser Körper dieses verarbeitet hat, droht jedoch trotzdem häufig das berühmt berüchtigte Nachmittagstief. Unser Energielevel geht auf Talfahrt und nimmt unsere Motivation gleich mit in die Tiefe. Um dagegen anzukommen, wappnen wir uns mit einem stärkenden Haritaki Smoothie.
Die Zutaten:
• 1 Mango
• 1 Handvoll Ananas
• 1 EL Kokosraspeln
• 1 EL Kokosöl
• 1 TL Ceylon Zimt Pulver
• ½ TL Haritaki Pulver
• 200 ml Kokoswasser
Die Zubereitung:
Wir schälen die Mango und entfernen das Fruchtfleisch vom Kern. Gleichermaßen verfahren wir mit der Ananas. Indem Sie die Schale entlang der braunen Pünktchen entfernen, gelingt das Schälen besonders leicht. Nachdem wir die übrigen Zutaten abgemessen haben, geben wir alle zusammen in den Mixer. Einzig Ausnahme: das Kokoswasser. Um die Konsistenz variieren zu können füllen wir dieses Schlückchen für Schlückchen in das Gefäß. Nach etwa zwei Minuten dürfte Ihr Mixer es geschafft haben, die vielen einzelnen Lebensmittel in einen cremigen Drink zu verwandeln. Packen Sie diesen am besten direkt in Ihre To-Go Flasche und einem motivierten Nachmittag stehts nichts im Wege.
Aus gelb wird grün
Sie sind kein Fan von fruchtigen Smoothies? Die Rezeptur gelingt auch wunderbar in der grünen Variante! Ersetzen Sie einfach die Mango mit einer Avocado und die Ananas mit Grünkohl.
Nach dem Sport: der Haritaki Shake
Da es unserem Körper hilft, das beste aus unserer Nahrung rauszuholen, wird Haritaki gerne nach dem Sport eingenommen. Dieser Empfehlung kommen wir gerne nach – und mixen uns mit dem feinen Pulver einen leckeren und effektiven Après-Training-Shake!
Die Zutaten:
• 50 g Kokosjoghurt
• 100 ml Cashewmilch
• 1 Banane
• 1 TL Cashewmus
• 1 Handvoll Spinat
• 1 TL Hanfprotein Pulver
Die Zubereitung:
Ebenso wie die Datteln, legen wir auch die Cashewkerne vor der Verwendung für mindestens zwei Stunden in Wasser ein. So stellen wir sicher, dass sie später von unserem Mixer vollständig verarbeitet werden können. Sobald diese Zeit verstrichen ist, gießen wir die Kerne ab und geben sie zusammen mit den anderen Zutaten in den Mixer. Auf höchster Stufe lassen wir diesen für etwa zwei Minuten seine Arbeit verrichten, bevor wir ihn genüsslich schlürfen. Ihnen fehlt noch der Kick fürs Auge? Als Topping empfehlen wir Ihnen unsere geschälten Hanfsamen.
Cashewmilch zum Selbermachen
Im Biomarkt haben Sie keine Cashewmilch gefunden? Kein Problem! Wie so vieles in der Superfood Küche lässt sich auch dieses leckere Naturprodukt mühelos selbst herstellen. Alles was Sie benötigen sind jede Menge Kerne, Wasser, ein Tuch und einen Hochleistungsmixer.
Die Zutaten:
• 1 Tasse Cashewkerne
• 3 Tassen Wasser
Die Ausstattung:
• Hochleistungsmixer
• Sieb
• Nussmilchtuch
Die Zubereitung:
Die Cashewkerne weichen wir über Nacht in Wasser ein. Nach dem Abgießen spülen wir die Nüsse gut durch, bevor wir sie in unseren Mixer geben. Das Wasser gesellt sich ebenso hinzu. Und schon darf der Mixer zeigen, was er kann. Auf höchster Stufe mixen wir die Zutaten für etwa zwei Minuten. Falls Sie Ihre selbstgemachte Nussmilch gerne ein wenig süßer hätten, können Sie dem Mix gerne einige Datteln hinzufügen. Diese sollten Sie jedoch ebenso vorher in Wasser erweichen.
Nach dem Pürieren ist der Mix dickflüssig und schwer. Im nächsten Schritt sorgen wir dafür, dass er fluffig leicht wird. Hierfür gießen wir die Milch durch ein feinmaschiges Sieb oder durch ein Nussmilchtuch. Die Flüssigkeit, die wir am anderen Ende in unserem Gefäß auffangen ist die fertige Nussmilch. Diese füllen wir nun in eine Flasche. Fertig! Die selbstgemachte Nussmilch können Sie im Kühlschrank für einige Tage aufbewahren.
Vorsicht! Die Nussreste aus dem Beutel sollten Sie keinesfalls wegwerfen. Sie eignen sich hervorragend zum Backen in der Rohkostküche, als Topping für Smoothie Bowls oder zur Zubereitung leckerer Smoothies.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Ausprobieren!
Ihr Terra Elements Team
Bildnachweis: © Swapan / fotolia.com