Wer sich mit Ayurveda beschätigt, kommt an „Panchakarma“ nicht vorbei. Die Therapie, die auf die körperliche, geistige und seelische Entschlackung abzielt, gilt als Herzstück der ayurvedischen Kur. Da unser Organismus in der modernen Welt ununterbrochen mit Stressfaktoren konfrontiert wird, erfreut sich die Therapie auch in unseren Breiten immer größerer Beliebtheit. Sehen wir uns an, was wir uns unter Panchakarma vorstellen können!
Die Reinigungskur Panchakarma
Jeden Tag aufs Neue wird unser Inneres durch äußerliche Faktoren wie Umweltgase und UV-Strahlung sowie innere Faktoren wie Stress und Reizüberflutung verunreinigt. Im Ayurveda werden diese Faktoren, die den Körper nachhaltig belasten als „Ama“ bezeichnet. Ein hoher Gehalt an Ama bringt aus Sicht der Naturkunde die Doshas aus ihrem natürlichen Gleichgewicht. Diesem Prozess wirkt man mit Panchakarma entgegen.
Panchakarma ist eine ayurvedische Therapie zur Tiefenreinigung unseres gesamten Organismus. Der Begriff setzt sich zusammen aus den Begriffen „Pancha“ – fünf – und „Karman“ – Handlungen. Er steht für fünf Handlungen. Deren Anwendung in perfekt aufeinander abgestimmter Kombination soll eine intensive und nachhaltige Reinigung von Körper, Seele und Geist bewirken. Von welchen Handlungen wir sprechen? Anwendung finden abführende Methoden (Virechan), pflanzliche Einläufe (Basti), Nasenspülungen (Nasya), Aderlass (Rakta Mokshan) und ausleitende Methoden (Vaman).
Aus diesen fünf Handlungen wurden im Laufe vieler Tausender Jahre diverse Techniken abgeleitet, die unseren Organismus sanft aber bestimmt entlasten. Der Körper wird von Stoffwechselrückständen und sonstigen Amas, der Geist von inneren Verspannungen und die Seele von psychischen Belastungen befreit. Auf diese Weise sollen Körper, Geist und Seele wieder in ihr natürliches Gleichgewicht finden und neue Energie entfacht werden. Das Ziel: die Lebensenergien in Fluss bringen, die Regenerationsfähigkeit des Körpers aktivieren und den Teilnehmern zu einem vitalen Körpergefühl verhelfen.
Wie läuft Panchakarma ab?
Eine Panchakarma Kur ist in drei Schritte unterteilt. Wir setzen dem noch einen Schritt voraus: die Suche nach einem geeigneten Experten. Da unser Körper dabei ordentlich in die Mangel genommen wird, sollten die Therapie unbedingt von einem erfahrenen Ayurveda-Heilpraktiker durchgeführt werden. Die Ambulante Ausführung ist zwar möglich. Doch bestenfalls gönnen Sie sich eine intensive Auszeit und unterziehen sich dem Panchakarma in einem Therapiezentrum. Diese finden Sie überall auf der Welt – auch in Deutschland. Eine Übersicht finden Sie hier.
Phase 1: die Vorbereitung „Purva Karma“
Die erste Phase des Panchakarma beginnt mit einer umfassenden Befragung des Therapeuten nach ayurvedischen Grundsätzen. Hierbei erfolgt eine umfassende Analyse des Organismus mithilfe der ayurvedischen Pulsdiagnose. Auf Basis dieser Ergebnisse wird der Ablauf der Therapie festgelegt.
Sobald die Planung abgeschlossen ist, beginnen die Ghee-Tage. Jeden Morgen wird ein Getränk aus Ghee, der geklärten Butter, und Kräutern serviert, das auf nüchternen Magen getrunken wird; Tag für Tag ein Schlückchen mehr. Auf diese Weise sollen die Schlacken im Körper auf den Abschied aus dem Gewebe eingestimmt werden.
Phase 2: die Vorbehandlung „Panchakarma“
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen – die Reinigung kann beginnen. Diese steht im Zentrum der zweiten Phase der Reinigungstherapie. Mithilfe diverser Massagen, ayurvedischer Kräuter und Öle sollen die Ablagerungen im Körper zunächst in Bewegung gebracht und anschließend zu den Ausscheidungsorganen transportiert werden. Welche Anwendungen dabei zum Einsatz kommen?
Netra-Tarpana, das Augenbad: Durch einen Trichter aus Linsenmehl wird Ghee auf die Augen geträufelt.
Svedana: Dampfbäder und Packungen mit ayurvedischen Kräutern dienen der Mobilisierung der Ablagerungen.
Shirodhar, der Ölguss: Beim Fluss über die Stirn soll warmes Öl den Geist von Blockaden befreien.
Udvarthana: Die Pulvermassage dient zur Anregung der Stoffwechsels.
Abyanga: Die typische Ölmassage richtet sich nach dem individuellen Bedürfnis.
Nasya: Mithilfe der Schulter-Nacken-Massage wird das obere Drittel unseres Körpers angeregt.
Pizzichil: Unter einem warmem Ölfluss genießen Teilnehmer eine ausgedehnte Synchronmassage.
Bastis: Nährende und reinigende Einläufe sorgen für die Ausleitung der gelösten Stoffe.
Ergänzend zu diesen Anwendungen stehen Yoga und Meditation auf dem Therapieplan. Da sie die Tiefenentspannung einleiten, dienen die Übungen vor allem der Reinigung von Seele und Geist. Sie sollen helfen Ausgleich und Ruhe zu finden. Ein weiteres zentrales Element beim Panchakarma ist die Ernährung. Serviert wird leichte Kost, die mit biologischen Zutaten und jeder Menge Gewürze zubereitet wird. Die Auswahl der Gerichte richtet sich nach der individuellen Dosha Konstitution. Alle Speisepläne sind darauf ausgelegt, den Körper von störenden Substanzen fern zu halten und die Tiefenreinigung zu unterstützen.
Phase 3: der Wiederaufbau „Paschat Karma“
In der zweiten Phase des Panchakarma werden Körper, Seele und Geist ordentlich durchgeputzt. Dass er dabei ganz schön gefordert wird, können wir uns nur zu gut vorstellen. Damit unser Organismus vom Alltag nicht wie der Schlag getroffen wird, dient die dritte Phase dem Wiederaufbau. So wird der Organismus einerseits auf die Rückkehr in den Alltag vorbereitet. Andererseits soll die Aufnahme der Schlacken in unserem Körper präventiv minimiert und so eine nachhaltige Reinigung erreicht werden.
Im klassischen Ayurveda kommen in der dritten Phase des Panchakarma diverse Ausleitungsverfahren zum Einsatz. Da diese für uns in Europa doch sehr befremdlich sind, verzichten viele Anbieter unser Orts auf diese Maßnahmen und wenden weitere sanftere Therapiemethoden an. Zum Abschluss der Kur werden ayurvedische Kräuter ausgewählt, die über mehrere Wochen eingenommen werden, um sowohl den Reinigungsprozess als auch den Aufbau des Organismus zu unterstützen.
Bis alle drei Phasen inklusive der Vor- und Nachbereitung durchgeführt sind, vergehen mehrere Wochen. Experten empfehlen eine Dauer von vier bis sechs Wochen. Je nach Zweck kann die Kur jedoch auch bis zu acht Wochen in Anspruch nehmen. Während längere Kuren durchaus beliebt sind, wird von einem kurzen Panchakarma abgeraten. Wenn wir uns vorstellen, wie viele Wochen in unserem Leben unser Körper von unliebsamen Substanzen umgeben ist, können wir uns nur zu gut vorstellen, dass es seine Zeit braucht, diese wieder loszuwerden. In alten Schriften des Ayurveda wird deshalb geraten, die Panchakarma Kur zweimal pro Jahr durchzuführen – quasi als Frühjahrs- und Herbstputz.
Zurück in den Alltag – mit leichter Kost und Zeit zur Entspannung
Nach einer intensiven Reinigung wie einer Panchakarma fühlt sich der Körper meist erfrischt, vital und energiegeladen an. Diese Empfindung zu bewahren ist die große Herausforderung bei der Rückkehr in den Alltagswahnsinn. Praktischerweise jedoch finden sich beim Panchakarma jede Menge Rituale, die wir auch in unseren Alltag integrieren können.
Die Küche
Von der ayurvedischen Küche können wir viel lernen. Erstens ruft sie uns ins Gedächtnis, wie wichtig die Verwendung von Lebensmitteln aus kontrolliert biologischem Anbau ist. Zweitens lehrt sie uns den Einsatz von verschiedensten Gewürzen, um unserem Speisen zu geballter Nährstoff-Power zu verhelfen und für geschmackliche Abwechslung zu sorgen. Drittens betont sie, dass die Gestaltung des Speiseplans sich nach dem individuellen Typ eines jeden Genießers zu richten ist. Das Stichwort lautet: Dosha Balance Ernährung.
Gemäß der Naturkunde hat jeder Mensch eine ganz persönliche Dosha Konstitution. Wir erinnern uns: Doshas sind die drei Lebensenergien Vata, Pitta und Kapha. Sie dominieren alle Vorgänge, die in unserem Inneren ablaufen. Auch während der Panchkarma Kur essen wir in Abstimmung mit unserer individuellen Konstitution. So wird sichergestellt, dass unser Köper die Nahrung gut verträgt und bestmöglich verarbeiten kann. Welche Speisen und Lebensmittel für Ihren Typ geeignet sind, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Der Klassiker für jeden Konstitutionstyp: Kitchari mit Ghee
Ein Gericht, dass allen Dosha Typen guttut, ist ein Klassiker aus der ayurvedischen Küche. Er nennt sich Kitchari und nimmt im vedischen Speiseplan die Rolle der Gemüsesuppe in der konventionellen Ernährung ein – ein Gericht, das immer geht und jedem schmeckt.
Was wir benötigen:
• 1 Tasse gespaltene Mungbohnen
• 1 Tasse Basmatireis
• 2-3 TL Ghee
• frische Kokosnuss
• 2 EL Sonnenblumenkerne
• 1 TL Kreuzkümmel, ganz
• Koriander
• 1 Prise Hing
• 1 Senfsaat
• 1 TL Kurkuma Pulver
• 1 TL Pfefferkörner
• Etwas Himalaya-Salz
Wie wir vorgehen:
Am Tag vor dem Genuss legen wir die Mungbohnen in Wasser ein. Am nächsten Tag waschen wir sie gründlich ab. Während wir das Ghee in einem Topf bei niedriger Temperatur erwärmen, zerstoßen wir Kreuzkümmel, Kardamom und Pfeffer im Mörser. Die Gewürze geben wir nun in den Topf, wo sie einige Momente schwitzen dürfen. Anschließend fügen wir Mungbohnen, Reis und Himalaya-Salz hinzu. Nachdem wir die Mischung mit Wasser abgelöscht haben, reduzieren wir die Temperatur und lassen die Suppe für etwa 15 Minuten zugedeckt vor sich hin köcheln.
Nach der Garzeit schmecken wir das Kitchari mit Salz und Pfeffer ab und portionieren es in einem tiefen Teller. Nun fehlen nur noch die Sonnenblumenkerne, der frische Koriander und einige Kokosraspel. Die kommen direkt oben drauf. Wir wünschen guten Appetit!
Die Zeit für uns selbst
Ein zentraler Aspekt beim Panchakarma ist das „zur Ruhe kommen“; das „sich Zeit für sich selbst nehmen“. Eigentlich sollte dies im Alltag ganz leicht umsetzbar sein. Wir benötigen hierfür keinerlei Zubehör, keinerlei Kenntnisse und keinerlei Organisation. Warum es uns doch so schwer fällt? Weil es zu selbstverständlich erscheint. „Zeit für mich kann ich mir immer noch nehmen. Zuvor aber muss ich noch das erleben, dies erledigen und jenes erfüllen“ – so in etwa könnte der Trugschluss lauten, der den Zeitraum für einen ruhigen Moment am Tag schmälern lässt.
Um dem entgegen zu wirken, reservieren wir uns gerne aktiv einen Platz für uns selbst. Zwischen Arbeit, Treffen mit Freunden, Sportstunden und Arztterminen, tragen wir regelmäßig „Zeit für mich“ in den Terminkalender ein. Bei diesem „Termin“ nehmen wir uns aktiv Zeit, um uns mit unserem Alltag auseinander zu setzen, ungelöste Konflikte zu verarbeiten und ungeklärte Fragen zu beantworten. Auf diese Weise beugen wir der Entstehung von geistigen Blockaden vor und minimieren die Gefahr irgendwann vom Alltagswahnsinn überrannt zu werden.
Wie Sie diese Zeit nutzen, bleibt ganz Ihnen überlassen. Wir entspannen beispielsweise gerne in unserem Home Spa, schmökern in unserem Lieblingsbuch, lehnen uns bei einer Moon Milk zurück oder hören endlich einmal wieder die Gesänge unserer Lieblingsmusiker. Auch eine Yoga Session oder eine kleine Meditation tut uns in dieser Zeit gut. Ebenso wie Atemübungen. Besonders gut zur Ruhe finden wir außerdem bei einer Kakaozeremonie. Manchmal ist es uns aber auch einfach nach nichts tun. Hören Sie am besten in sich hinein und machen Sie genau das, wonach es Ihnen in diesem Moment ist.
Unseren Körper so gut es geht von unbrauchbaren Stoffen fernhalten
Eine tiefgehende Reinigung hätte unser Körper gar nicht nötig, wenn er nicht so viele unbrauchbare Stoffe in sich hätte. Beim Panchakarma werden diese so gut es geht gelöst. In der dritten Phase wird zudem versucht, die Belastung nachhaltig zu minimieren. Hierzu können wir aktiv einen Teil betragen. Ein wichtiger Schritt ist mit dem Verzehr frischer Lebensmittel aus kontrolliert biologischem und wenn möglich regionalem Anbau getan. Auf den Verzehr fertiger Gerichte sollten wir verzichten; die Inhaltsstoffe unserer Einkäufe genau unter die Lupe nehmen.
Beim Kochen können wir darauf achten, besonders nährstoffreiche Lebensmittel zu verwenden und auf raffinierten Zucker, glutenhaltiges Getreide und tierische Produkte zu verzichten. Um die vielen hochwertigen Inhaltsstoffe in den Zutaten nicht zu zerstören, raten wir Ihnen aggressive mit schonenden Zubereitungsmethoden zu ersetzen. Auch im Ayurveda werden die Speisen mit geringer Temperatur für längere Zeit gegart.
Mit dieser Art der Ernährung sind wir bereits auf einem guten Weg. Ganz können wir unseren Körper jedoch leider nicht von Abgasen, Ablagerungen und Co. fernhalten. Deshalb ist es wichtig, ihn für deren Attacken zu wappnen. Hierzu sind Antioxidantien wertvolle Helfer. Wie es der Name bereits andeutet, wirken die sekundären Pflanzenstoffe gegen Oxidantien; die berühmt berüchtigten freien Radikale, die in unserem Körper eigentlich nichts zu suchen haben. Zu finden sind diese in jeder Menge dunkler Früchte, Kräuter und Wurzeln. Mehr zu Antioxidantien erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Wenn Sie sich im Laufe des Jahres nach einer Reinigung Ihres Körpers sehnen und Ihnen die Zeit für eine Panchakarma Kur fehlt, können wir Ihnen eine Detox-Kur ans Herz legen. Auch wenn diese bei weitem nicht an die Wirkung einer Panchakarmas herankommt, erfüllt sie für eine Grundreinigung zwischendurch allemal ihren Zweck. Für einen klar definierten Zeitraum nehmen wir dabei leicht verdauliche, entlastende Kost zu uns. Auch das Trinken von frisch gepressten Gemüsesäften ist denkbar. Ergänzend nehmen wir Naturprodukte zu uns, die die Eigenschaft haben, Stoffe zu binden und aus unserem Körper zu transportieren. Auf diese Weise unterstützen wir unseren Organismus schonend und doch effektiv bei der Grundreinigung. Zum Ausprobieren einer Detox-Kur können wir Ihnen unseren 5 Tage Detox Plan sowie unsere 3 Tage Saftkur empfehlen.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit Detoxkuren oder vielleicht sogar Panchakarma? Schreiben Sie uns! Wir freuen uns sehr über Ihre Eindrücke.
Wir wünschen Ihnen eine entspannte Zeit!
Ihr Terra Elements Team
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