
Nicht nur in der Ernährung spielt Öl im Ayurveda eine wichtige Rolle: Auch in der Naturkosmetik, zur Entspannung und zur therapeutischen Behandlung wird die nährstoffreiche Flüssigkeit verwendet. Zu den bekanntesten Ölanwendungen, im Ayurveda als Snehana bezeichnet, zählt Shirodhara, der Stirnguss. Wofür dieser angewendet wird und wie wir von der Anwendung profitieren? Lassen Sie uns den Stirnguss genauer unter die Lupe nehmen.
Öl-Behandlungen im Ayurveda
Weiche Öle für wohltuende Behandlungen am ganzen Körper zu
verwenden hat eine lange Tradition auf der ganzen Welt. Schon in der Bibel wird
von der Praxis berichtet und auch im Ayurveda wird das sogenannte flüssige Gold
seit Jahrtausenden zur therapeutischen Behandlung eingesetzt. Gewonnen aus
nährstoffreichen Samen soll es unsere Haut mit hochwertigen Inhaltsstoffen
nähren und ihr so ein gesundes Strahlen verleihen. Darüber hinaus gelten Öle
als wohltuend für unsere Glieder sowie als wertvolle Anti-Aging Helfer.
Da wir aus so vielen Perspektiven von ihnen profitieren,
haben Öle in unserem Alltag einen festen Platz. Wir verwenden die Naturprodukte
vor allem zur Feuchtigkeitspflege von Haut und Haar. Leicht in der Formulierung
und intensiv in der Pflegewirkung ermöglichen sie uns eine schonende und
effektive Pflegebehandlung. Auch im Ayurveda kommen Öle in der Naturkosmetik
zum Einsatz – jedoch bei Weitem nicht nur. Eine wichtige Rolle spielt die
Flüssigkeit beispielsweise bei der Massage. Es wird sowohl für die Massage des
ganzen Körpers (Abhyanga), zur Salbung der Füße (Padabhyanga) als auch für den
Kopf (Siro’bhyanga) eingesetzt.
Darüber hinaus verwenden Ayurvedatherapeuten wohltuende Öle
für Körpergüsse. Dabei fließen mit ayurvedischen Kräutern angereicherte Öle durch
einen Behälter auf verschiedene Körperpartien, um sowohl den Körper als auch
den Geist zu befreien. Die Stellen sind dabei keinesfalls zufällig gewählt: Es
handelt sich bei diesen um besondere Energiezentren in unserem Körper. So
können Beschwerden gezielt bekämpft und der Körper in sein natürliches
Gleichgewicht gebracht werden. Auch wenn im Ayurveda diverse Ölgüsse zum Einsatz
kommen, zählen Kaya Seka, der wärmende Ganzkörperguss, und Shirodhara, der
Stirnguss zu den bekanntesten. Um Ihnen die faszinierende Praxis des Ölgusses vorzustellen,
wollen wir uns diese beiden genauer ansehen.
Kaya Seka, der wärmende Ganzkörperguss
Der Sanskritbegriff Kaya Seka setzt sich aus den Worten Kaya
(Körper) und Seka (gießen) zusammen. Indem der gesamte Körper mit warmen Ölen
übergossen wird, soll er zum Schwitzen angeregt werden. Der Ölguss zählt somit
zu den Schwitzbehandlungen, die im Ayurveda als Svedana bezeichnet werden. Die
Praxis hat ihren Ursprung im Süden Indiens. Die aufbauende Therapie, im
Ayurveda auch Brimhana genannt, kommt bei Nervosität und Problemen mit dem
Bewegungsapparat zum Einsatz. Besonders beliebt ist die Anwendung bei älteren
Personen sowie bei Menschen, deren Vata aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Durchgeführt wird das Kaya Seka in einem warmem Raum. Der
Teilnehmer liegt auf dem Rücken auf einer Liege. Nachdem die Augen mithilfe
eines Tuchs geschützt wurden, beginnt der Ölguss. In Öl getränkte
Baumwolltücher werden dabei in langsamem Tempo über dem Körper ausgedrückt. Das
auf den Körper fließende Öl wird in Streichbewegungen einmassiert. Dabei
arbeitet sich der Anwender von oben nach unten vom Herzen weg vor. Nach der
Behandlung wird überschüssiges Öl mit einem Baumwolltuch abgenommen und die
Vitalpunkte mit Kräuterpulvermischungen behandelt. Insgesamt dauert das Kaya
Seka eine bis zwei Stunden. Die Anwendung kann täglich durchgeführt werden.
Shirodhara, der Stirnguss
Der zweite Ölguss, den wir uns heute genauer ansehen, ist
Shirodhara, der Stirnguss. Die Anwendung zählt zu den ältesten im Ayurveda. Sie
wird entweder individuell oder als Bestandteil der Panchakarma Kur durchgeführt.
Ähnlich wie Kaya Seka setzt sich auch dieser Sanskrit-Begriff aus zwei Worten
zusammen: Shiro, der Kopf, und dhara, der Fluss. Wie es der Name bereits vermuten
lässt, fließt beim Shirodhara warmes Öl auf den Kopf – genauer gesagt auf die
Stirn. Zwischen den Augenbrauen und dem Haaransatz befindet sich das sogenannte
dritte Auge. Dieser Punkt gilt als Sitz unserer Intuition, als Ort des sechsten
Chakras, dem Stirnchakra, sowie als sogenanntes Marma, ein Energiezentrum. Im
Ayurveda geht man davon aus, dass dieser Punkt mit unserer Intuition, unserer
Seele und unserem Bewusstsein in Verbindung steht. Indem das warme Öl auf
diesen trifft, soll er stimuliert werden.
Der Ölguss wird daher vor allem bei Beschwerden im Bereich
des Nervensystems angewendet. Typische Fälle sind beispielsweise Kopfschmerzen,
Stress, psychische Probleme, und Schlafschwierigkeiten. Aber auch zur puren
Entspannung erfreut sich Shirodhara großer Beliebtheit. Da die Gehirnhälften
bei der Behandlung synchronisiert werden, soll sich nach der Anwendung ein Gefühl
von Klarheit ausbreiten. Personen, die die Behandlung bereits erlebt haben, berichten
häufig von einem Gefühl wie in Trance. Dank ihrer beruhigenden und
ausgleichenden Wirkung ist Shirodhara damit besonders für gestresste Personen
sowie bei einer Vata-Imbalance empfehlenswert.
Der Ablauf
Bei der Behandlung liegt der Patient auf dem Rücken auf
einem Behandlungstisch. Die Ohren werden mit Watte geschützt, die Augen mit in
Rosenwasser getränkten Pads. Sobald alle Vorbereitungen getroffen sind, beginnt
das Öl an einem Docht aus Baumwollgarn aus dem sogenannten Dhara Gefäß zu
fließen. Dabei wird ein Abstand von acht bis zehn Zentimeter eingehalten. Während
des Flusses bewegt der durchführende Therapeut das Gefäß in kreisenden
Bewegungen hin und her. Nach etwa zwanzig bis dreißig Minuten ist der Fluss
beendet. Bevor die Anwendung jedoch zum Abschluss gebracht wird, durchläuft der
Teilnehmende die Ruhephase. So hat der Körper Gelegenheit, die Behandlung ohne
Aufregung zu verarbeiten. Vor allem Kälte Luftzug müssen in dieser Phase
vermieden werden. Nach der Ruhephase wird schließlich das Öl mit einem milden,
ayurvedischen Shampoo ausgewaschen.
Für den Ölguss verwendet wird meist ein individuell hergestelltes
Öl. Auf Basis der persönlichen Dosha Konstitution und der Beschwerden wählt der
Therapeut passende Kräuter aus. Mit diesen wird anschließend das Basisöl angereichert.
Das fertige Produkt nennt man Thaila. Als Basisöl zum Einsatz kommt meist
Sesam- oder Kokosöl. Insofern Sie mit der Behandlung konkrete Beschwerden
angehen möchten, wenden Sie sich zur Durchführung des Shirodhara am besten an Ihren
Ayurveda Therapeuten. Falls Sie die reine Entspannung bezwecken bietet sich
auch die Durchführung in Ayurveda Wellness Centern an. Theoretisch ist Anwendung
auch in Eigenarbeit möglich – jedoch droht dabei die Gefahr, das Potential der
Therapie bei Weitem nicht ausschöpfen zu können und womöglich sogar falsche
Punkte zu stimulieren. Insofern Sie einen ersten Eindruck von der wohltuenden Stirnbehandlung
mit warmem Öl gewinnen möchten, schnappen Sie sich ganz einfach ein warmes Öl und
massieren damit Ihre Stirn.
Ayurvedische Öle: Unsere Favoriten
Wie bereits angedeutet, kommen bei den Stirngüssen meist
personalisierte Kräuteröle zum Einsatz, die auf der Basis von Sesam- oder
Kokosöl hergestellt werden.
Moringa Öl
Moringa oleifera zählt zu den nährstoffreichsten Pflanzen
der Welt. Dank seines breiten Nährstoffspektrums ist er auch als
"Multivitamin der Natur" bekannt. In der Natur zeichnet sich Moringa
oleifera, wie der sogenannte "Wunderbaum" im Fachjargon heißt, durch
eine außergewöhnliche Widerstandskraft aus. Darüber hinaus ist er für sein
reges Wachstum bekannt: In guten Wochen kann er problemlos mehrere Meter in die
Höhe schießen. Moringa Öl wird aus den Samen der Früchte des sogenannten
Meerrettichbaumes gewonnen. Es kommt bei uns sowohl in der Rohkostküche als
auch in der Naturkosmetik zum Einsatz.
Besonders empfehlenswert ist Moringa Öl für Personen mit
pflegebedürftiger Haut. Schon wenige Tropfen genügen, um die vielen Nährstoffe,
die in dem Öl stecken, tief in die Haut eindringen zu lassen. Unsere äußere
Hülle wird so von Innen reichhaltig versorgt, gestärkt und gekräftigt. Sollte
Ihnen die Pflegewirkung nicht genügen, können Sie das Öl auch in Kombination
mit einer leichten Tagescreme anwenden. So verhelfen Sie Ihrer Beautyroutine wie
von selbst zu einer Extradosis natürlicher Pflegekraft. Ebenso wie für die
Haut, eignet sich Moringa Öl auch für die Anwendung im Haar. Vor allem brüchige
Spitzen freuen sich über diese intensive Pflegebehandlung und bedanken sich mit
einem gesunden Strahlen.
Weitere Details zu Moringa Öl erhalten Sie in diesem
Beitrag.
Baobab Öl
Falls Sie schon einmal in der afrikanischen Savanne
unterwegs waren, dürfte er Ihnen nicht entgangen sein: der gigantische Baobab
Baum. Das auch als Affenbrotbaum bekannte Gewächs gilt als Symbol der
afrikanischen Savanne. Seiner Eigenschaft, über einen längeren Zeitraum Wasser
zu speichern, hat er es zu verdanken, dass er trotz der Trockenheit in der
heißen Umgebung prächtig gedeihen kann. Die Bewohner sind hierüber besonders
dankbar: In ihrem Alltag spielt der Baum eine wichtige Rolle. Währen die Fasern
und Rinden im Eigenheim verwendet werden, sind die Früchte aus dem Speiseplan
nicht wegzudenken. Aus deren Samen wird das hochwertige Baobab Öl gewonnen.
Ebenso wie Moringa Öl eignet sich Baobab Öl wunderbar für
die tägliche Beautyroutine. Was die feuchtigkeitsspendende Wirkung angeht, ist
das pflanzliche Öl dem Nährstoff-Booster sogar noch einen Schritt voraus.
Sollte Ihre Haut also hin und wieder brüchige Stellen aufweisen oder sich
angespannt anfühlen, ist dieses Öl für Sie die richtige Wahl. Tragen Sie es am
besten direkt nach der Reinigung auf dem Gesicht sowie am Dekolleté auf. Und wenn
Sie schon dabei sind, können Sie die übrige Menge gleich in Ihre Spitzen geben.
Bei regelmäßiger Anwendung können Sie so den Feuchtigkeitshaushalt in Ihren
Zellen ganz heimlich still und leise in den grünen Bereich bewegen.
Sie wollen mehr zu Baobab Öl erfahren? Sehen Sie sich am
besten in diesem Beitrag um.
Marula Öl
Ebenso gern wie die Affen den Baobab Baum, haben Elefanten
den Marula Baum. Zu finden ist das Gewächs, das botanisch mit der Mango und der
Cashewnuss verwandt ist, im Süden Afrikas. Besonders wohl fühlt er sich in
Namibia, wo er bi szu 20 Meter hoch wächst. Dank seiner silbrig schimmernden
Rinde zieht er auf den offenen Grasland alle Aufmerksamkeit auf sich. Während
diese zwar hübsch anzusehen ist, sind es eigentlich die Früchte, die uns in den
Bann ziehen. Diese sind es nämlich, die die wertvollen Samen des Baumes in sich
tragen. Derer hochwertiger Inhaltsstoffe können wir uns in Form von
kaltgepresstem Marula Öl ganz bequem bedienen.
Dank seiner leichten und doch intensiv pflegenden Formulierung
eignet sich Marula Öl vor allem für empfindliche und ölige Haut. Warum? Diese
Eigenschaften lassen das Öl schnell eindringen, ohne einen fettigen Schimmer zu
hinterlassen. Die Haut wird somit gepflegt, aber nicht beschwert. Das gleiche
Prinzip gilt bei der Anwendung im Haar. Feine Spitzen möchten zwar gerne
genährt, jedoch keinesfalls zu stark belastet werden. Das leichte Öl erfüllt
diese Aufgaben mit Bravour. Für die Anwendung im Gesicht massieren wir einige
Tropfen Marula Öl auf die gereinigte Haut. Ins Haar arbeiten wir das natürliche
Pflegeprodukt nach der Wäsche in die handtuchtrockenen Spitzen ein.
Um mehr zu Marula Öl zu erfahren, können wir Ihnen diesen Artikel
ans Herz legen.
Nachdem wir uns die ayurvedischen Therapien sowie viele
weitere Einsatzmöglichkeiten natürlicher Öle angesehen haben, besteht kein Zweifel
mehr: Ihren Spitznamen als flüssiges Gold haben sie mehr als verdient – ebenso wie
ihren Platz in unserem Alltag!
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Entdecken!
Ihr Terra Elements Team
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